Weihnachten ist vorbei und das Jahr geht seinem Ende zu. Das ist die Zeit der Besinnlichkeit! Gedanken kommen und gehen. Geschichten die ich vor langer, langer Zeit gehört habe, drängen sich wieder in mein Gedächtnis. Bereit, aufgeschrieben zu werden, bevor sie in der Tiefe des Vergessens, für immer entschwinden. So eine Geschichte möchte ich euch erzählen.
Es war Weihnachten, Heiliger Abend, im Jahre 1892. Raureif der die wenigen Fensterscheiben der kleinen, armseligen Hütte beschlagen hatte, ließ die aufkommende Dunkelheit nur erahnen, die sich langsam in das stille Tal senkte. Der kleine Florian war allein, er wartete auf seinen Großvater. Hatte der nicht gesagt, er würde vor dem Dunkelwerden wieder zuhause sein? Jetzt war es dunkel und es war kalt. Das Feuer auf der offenen Herdstelle war ausgegangen und mit ihm das bisschen Wärme und Licht. Florian zog sich zurück in die dunkle Ecke der Hütte, warf sich auf die Bettstatt, die aus einfachen Brettern zusammen gezimmert war, darauf ein großer Strohsack und einige Decken lagen. Er vergrub seine klammen Finger in diesen, ein tiefes Schluchzen schüttelte seinen ausgemergelten kleinen Körper und Tränen rannen über seine kalten Wangen. Hatte Großvater ihn vergessen? Würde auch zu ihm das Christkind kommen, oder hatte es ihn auch vergessen? So viel wurde vom Christkind erzählt. Von den Wundern, die es vollbringen konnte. Geschenke, die es an Kinder verteilte. Nur ganz wage konnte er sich erinnern an einen wunderschönen Baum im Kerzenlicht und verschwommen sah er die Gestalt seiner Mutter. Sie war tot, war einfach von ihm genommen worden, so wie einige Jahre davor der Vater, an den er sich nicht mehr erinnerte. Nun hatte er nur mehr Großvater der für ihn sorgte und mit ihm sein kärgliches Leben teilte. Großvater, den er lieb hatte und der immer gut zu ihm war. Er wird sicher bald kommen. Mit dieser Gewissheit versiegten seine Tränen, er kuschelte sich tiefer in die wärmenden Decken und schloss seine Augen.
Ein eisiger Lufthauch berührte seine Nasenspitze. Großvater stand im Türrahmen der Hütte, der Schein der Laterne, die er in seiner Hand hielt, zauberte flackernde Schatten an die Wände. Seine Mütze, wie auch sein loderner Mantel, waren weiß vom Schnee, der hinter ihm sichtbar, in dicken Flocken zur Erde wirbelte und das Dunkel der Nacht erhellte. Er hatte kaum Zeit, seine Mütze auszuschütteln und seinen Mantel vom Schnee zu befreien, als sich auch schon Florian in seine ausgebreiteten Arme warf, er ihn hoch hob und fest an sich drückte. “Das du nur da bist Großvater”, hörte er ihn an seinem Ohr mit leiser Stimme sagen. “Ist schon gut Bübli, war aber auch ein weiter strenger Weg, vom Dorf zu uns, bei diesem Schneetreiben, doch jetzt bin ich Gottseidank bei dir. Jetzt wollen wir aber zuerst einmal Feuer machen und uns eine Suppe kochen.” Mit diesen Worten stellte Großvater Florian wieder auf den Boden und schloss hinter sich die Hüttentür. Er hängte seinen Mantel an einen Nagel neben der Tür, stellte seinen Rucksack darunter und legte seine Mütze darauf. Die Laterne stellte er auf den klobigen Tisch. Daraufhin machte er sich daran, das erloschene Feuer auf dem Herd wieder zu entfachen und stellte den Kessel mit Wasser über das Feuer. In eine Schüssel gab er Mehl, Eier und etwas Salz, vermengte dies bis nur mehr kleine Stückchen, ja fast Brösel waren und gab diese in das kochende Wasser. In einer Pfanne tat er Schmalz, schnitt eine Zwiebel klein die er im Schmalz anröstete. Auch diese tat er in den Kessel. Zu guter Letzt gab er noch getrocknetes Liebstöckel hinein. Florian hatte ihm bei seinem Tun zugeschaut. Wie wunderbar das duftete.
“So, jetzt wollen wir uns noch den Tisch richten.” Großvater holte eine Kerze aus dem Rucksack und stellte sie auf einen Blechteller, den er mit Tannengrün ausschmückte. Er stellte die hölzernen Schalen und Löffeln fürs Essen bereit, als es an der Hüttentür polterte. “Wer kommt den da noch um diese Stund zu uns”, brummelte er in seinen Bart und öffnete die Tür. “Frohe Weihnacht! Darf ich reinkommen?” Es war die Bäuerin vom Hof, auf dem Großvater im Sommer bei der Ernte mit half. Sie hatte einen Korb dabei, der voll gefüllt, schwer an ihrem Arm hing. Großvaters Stimme zitterte leicht, als er die gute Frau herein bat. Diese strich Florian über das Haar und meinte; “ich habe einige Sachen für dich zusammen gesucht. Du kannst sie gut gebrauchen und bei mir liegen sie nur rum. Das jedenfalls hat mir das Christkind ins Ohr geflüstert und darum bin ich hier. Sie stellte ihren Korb auf den Tisch und sagte: Auspacken könnt ihr später. Ich muss jetzt auch gleich wieder zu meine Leut. “Der Herr sei mit euch”, sagte der Großvater, als er die Frau verabschiedete und die Tür hinter ihr verschloss.
“Bevor wir anfangen zum Auspacken, wollen wir noch unsere Suppe essen oder was meinst du Florian? “Ja Großvater, so machen wir es. Florian konnte es kaum erwarten, bis seine Suppenschale leer gegessen war. Immer wieder schielte er auf den großen Korb, der in der Tischmitte stand. Dann war es soweit. Großvater breitete all die wunderbaren Dinge auf den Tisch aus. Da waren warme gestrickte Wollhosen, eine Hose aus Loden, eine abgewetzte Lederhose, zwei dicke Pullover, eine Strickjacke, eine Lodenjacke, Mütze und Schal aus roter und blauer Wolle gestrickt, lange Flanellunterhosen und Unterhemden. Außerdem noch ein Paar genagelte Winterschuhe mit hohem Schaft aus Leder. In diesem Winter würde Florian keine nassen Füße mehr bekommen. In Küchentüchern waren eingewickelt Wurst und Rauchfleisch und in einer Dose waren Kekse und Marzipan. Zu Unterst lag noch ein Märchenbuch. “Daraus werde ich Dir später eine Geschichte vorlesen”, versprach Großvater, Florian. “Ich denke, wir werden ins Dorf zur Christmette gehen und dem Herrgott danken, für all diese wunderbaren Gaben, die wir durch seine Liebe erhalten haben. Denn er hat diese Liebe den Menschen ins Herz gelegt.”
Und so geschah es. Großvater half Florian die wunderbaren warmen Kleider anzuziehen, legte Holz nach im Herd, damit es warm war, wenn sie wieder zurück kamen, löschte die Kerze auf dem Tisch und machte sich mit Florian auf den Weg ins Dorf zur Christmette. In der Kirche strahlte im Kerzenlicht ein großer Baum geschmückt mit Silberfäden und bunten Schleifen darunter stand eine Weihnachtskrippe mit dem Jesuskind, Maria und Josef und die Tiere und Hirten hielten Wache. Andächtig lauschte Florian den Worten vom Pfarrer, der die Weihnachtsgeschichte erzählte. Die Töne der Orgel, der Klang der vielen Stimmen der Menschen, die so wunderbare Lieder sangen, das alles senkte sich tief in sein Herz. Der Heimweg durch die verschneite Winternacht war wie ein Märchen selbst. Der Himmel war sternenklar. Die Bäume glänzten im hellen Schein ihres weißen Kleides und über den Feldern lag der Schnee knietief wie eine Daunendecke. Man sah den Atem in der kalten Luft wie Dunst aufsteigen und hörte das Knirschen des Schnees unter den Schuhen. In der Hütte hatte sich die Wärme gehalten. Großvater legte noch etwas Holz auf die restliche Glut und machte sich und Florian für die Nacht fertig. Im Schein der Laterne begann er wie versprochen aus dem Märchenbuch vorzulesen, doch Florian war eingeschlafen. “Morgen ist auch noch ein Tag”, dachte Großvater und löschte die Laterne, nicht ohne vorher mit einem Lächeln auf den Lippen seinen Enkelsohn zu betrachten, der friedlich mit einem Holzpferdchen im Arm schlief, welches er ihm zugesteckt hatte. “Soll er doch denken, das Christkind wäre noch in der Nacht hier gewesen.” Und so war es …
Florian hat mir diese Geschichte erzählt, da war er selbst ein alter Mann von fast 80 Jahren.
Eine wunderschöne Geschichte Renate.Sie geht voll ins Herz,schnief
Liebe Grüße Elke
Liebe Elke, ich habe diese Geschichte schon vor langer Zeit einmal geschrieben. Leider habe ich die ursprüngliche Fassung verloren. Ich weiss nur noch, dass ich mehr Dialog verwendet habe. Die Geschichte spielt ja eigentlich in der Steiermark und so hatte ich den Dialog auch gröstenteils in Mundart geschrieben. Nun lebe ich schon bald 50 Jahre in der Schweiz und getraue mich nicht mehr Mundart in steirisch zu schreiben. Fürs Erste bin ich zufrieden mit meinem nächtlichen Werk. Ich kann sie ja immer noch mit Dialogen erweitern. Wichtig war mir, die Geschichte wieder aufzuschreiben. Ich habe noch mehr solcher kleinen Erzählungen aus dieser Zeit.
Ich grüsse Dich herzlich, Renate
Hattest Du sie denn damals auch im Net veröffentlicht ? dann kannst Du vielleicht Glück haben und findest sie genau hier auch wieder………aber ich bin froh daß Du sie auf hochdeutsch geschrieben hast,so kann ich sie wenigstens lesen lach.
Wunderbar geschrieben sehr schön Renate,
Knubu Ruthi 🙂
Liebe Ruthi, schön dass Dir meine kleine Geschichte gefallen hat. Ich bin noch nicht so richtig in Schwung. Der Strom der Gedanken fliesst noch nicht so, wie ich es gerne möchte. So werde ich noch mehr solcher kleinen Erzählungen schreiben, bevor ich mich wieder an mein Buch wage.
Liebe Grüsse und eine herzliche Umarmung, Renate
Das Schicksal schlägt immer wieder überraschend zu, aber es kommt auch immer wieder etwas , dass uns wieder hilft, eine tolle Geschichte, danke dir dafür, alles Gute, KLaus
Lieber Klaus, ja die Zeiten damals waren nicht so rosig, wie sie manchmal in Filmen dargestellt werden. Doch es gab auch damals wie auch heute Menschen, die einander halfen. Als ich für eine Projektarbeit eineinhalb Jahre in Rumänien verbrachte, habe ich den dortigen Lebensstandard oft mit der Zeit verglichen, in der meine Grosseltern aufgewachsen sind. Ich werde auch einige Geschichten von Rumänien schreiben. Es tut mir gut, diese Geschichten zu schreiben. Sie bringen wieder mein Hirn in Bewegung und meine Gedanken beginnen wieder zu fliessen. Ich hoffe, so bald wieder soweit zu sein, dass ich an meinem Buch weiterschreiben kann.
Ich grüsse Dich herzlich, Renate
Hallo Renate
Eine sehr schöne Weihnachtsgeschichte. Leider habe ich sie erst heute gelesen, da ich von dir kleine Nachrichten mehr erhalten habe. Warum weiß der Geier. Ich habe jetzt deinen Space neu abboniert. Ich wünsche dir ein schönes und gesundes neues Jahr. Mögen alle deine Erwartungen an das neue Jahr in Erfüllung gehen. L.G. Ludger
Hallo Ludger, ich freue mich, dass Dir meine kleine Weihnachtsgeschichte gefallen hat. Manchmal macht es mir wirklich Mühe, etwas hier zu schreiben. Durch diese Seite sollen meine Freunde und Leser die Möglichkeit haben, sich in meinen Geschichten und Gedichten etwas einzulesen. Mich und mein Schreiben kennen lernen. Wenn man wie ich, in so späten Jahren anfängt zu schreiben, ist es wichtig, so eine Plattform zu haben. Ich bin auch gerne auf Deiner Seite, wenn auch nicht an jedem Tag. Ich finde Deine Beiträge wirklich schön und interessant. Manchmal, wenn ich mich auf einen Blog einklicke, lese ich mich durch mehrere Beiträge durch. Es ist schon passiert, dass ich mehr als eine Stunde darin verweilte. Es ist wie mit einem Buch. Das öffnet man ja auch nicht für einige Minuten und legt es wieder weg.
Ich wünsche Dir alles Liebe, Gesundheit und Glück für das Neue Jahr,
herzlichst, Renate
Ich flitze hier mal ganz flott durch, um Grüße hier zu lassen. Fürs neue Jahr wünsch ich Dir Glück, wie der Regen Tropfen hat, soviel Liebe wie die Sonne Strahlen und so viel Gutes wie der Regenbogen Farben hat! Einen guten Rutsch, rutsch nicht aus und auf ein weiteres gutes Jahr miteinander, mit herzlichen Grüßen Barbara 😉
Liebe Barbara, danke für Deine lieben Wünsche, welche ich mit ganzem Herzen erwidern möchte. Wie schnell doch die Zeit vergeht. Nicht mal ein Wimpernschlag ist ein Jahr in der biologischen Uhr unserer Erdgeschichte. Kein Wunder also, dass wir stets in Eile sind.:)
Herzliche Grüsse, Renate
Liebe Renate,
Das ist wirklich eine sehr berührende Geschichte. Mir kommen fast die Tränen, so schön ist sie.
Sie zeigt mir, wie weit wir eigentlich, in unserer „hochtechnisierten Welt“ gekommen sind.
Unser Herz ist weit von uns entfernt und sehnt sich eigentlich nur nach viel Liebe und die kann ganz einfach sein, wie in diesem alten Häuschen, von dem die Geschichte erzählt.
Wirklich sehr schön.
Liebe Grüsse aus Lommiswil,
Rolf
Lieber Rolf,
Danke für Deine Worte! Ich weiss, Dein Herz hat sich noch nicht von Dir entfernt und das ist gut. Ja, Liebe ist das höchste Gut, das wir annehmen und auch geben können. Leider wird sie von den marteriellen Dingen verdrängt und was das traurige ist, wir können nicht viel dagegen tun. Natürlich ist es wunderbar, all die Annehmlichkeiten, die uns heute geboten werden zu geniessen. Doch Eines sollten wir immer im Gedächtnis haben: Es kann auch wieder eine andere Zeit kommen. Darum ist mein Lebensmotto: „Lebe immer so, dass du dir in die Augen schauen kannst, wenn du dich im Spiegel betrachtest.“ Bis jetzt ist es mir gelungen.:)
Herzliche Grüsse, ich habe mich wirklich sehr gefreut, Renate
hallo guten morgen renate habe mich mal auf deinem blog umgeschaut finde ihn gut
sei lieb gegruest von jasmin damaro
Hallo Jasmin, danke für Deinen Besuch auf meiner Seite. Ich freue mich immer wieder, wenn ich neue WordPress Freunde finde. Ich werde mal eben nachschauen was Du so machst. Wir werden uns sicher noch oft hier auf diesen Seiten treffen und ich freue mich darauf.
Herzliche Grüsse, Renate
Eine wunderbare Weihnachtsgeschichte Renate habe sie mit freude gelesen.Einfühlsam rührend mit einen schönen Happy End.Ich bin ganz gerührt davon noch.
Knubu 🙂
Liebe Renate, Ich habe Deine wunderschne Weihnachtsgeschichte gelesen und bin sehr gerhrt ob der vielen Liebe darin. Leider kann ich Dir keinen Kommentar darauf schreiben, da Facebook, Twitter, etc in China gesperrt sind. Deshalbe schreibe ich hier und hoffe, Du erhltst meinen Kommentar. Alles Liebe aus China, Rolf
Liebe Renate, Vielen Dank fr die lieben Worte. Auch ich wnsche Dir ein ganz schnes Weihnachtsfest mit Deinen Lieben. Ich komme dieses Jahr von China auch kurz in die schne Schweiz zurck, um Weihnachten mit meinen Lieben und Bekannten zu feiern. Die Schweiz ist immer noch der schnste Platz auf dieser Erde, aber manchmal muss man sehr weit weg gehen, damit man das sehen kann. Deine Weihnachtsgeschichte ist wirklich rhrend. Mir kommen fast die Trnen, so schn ist sie. Alles Liebe und Gute fr Dich, Rolf aus China
Rolf Staubli General Manager of Baodeli-Joint Venture No.196 Gaoxin Street,
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>________________________________ > Von: liebeistleben >An: rolfstaubli@yahoo.de >Gesendet: 7:41 Dienstag, 27.November 2012 >Betreff: [Neuer Kommentar] Eine Weihnachtsgeschichte von Renate Klerx > > > WordPress.com >mausi61 commented: „Eine wunderbare Weihnachtsgeschichte Renate habe sie mit freude gelesen.Einfhlsam rhrend mit einen schnen Happy End.Ich bin ganz gerhrt davon noch. Knubu :)“ >
Liebe Renate,
dass Du die Weihnachtsgeschichte des alten Florian aufgeschrieben hast, ist wunderbar. Diese Geschichten, die das Leben schreibt, sollten nie vegessen werden. Und es ist noch schöner, wenn es jemanden gibt, der sie weitererzählt.
Dank Dir dafür!
Ganz herzliche Grüße sende ich Dir
wo bin ich denn jetzt gelandet, einen schönen 3. Advent, Klaus