…
Als wir durch die Stadt fuhren, warf ich noch einmal beim Vorbeifahren einen Blick auf mein
Geschäft. Die automatische Beleuchtung war an, so konnte man wenigstens nicht
auf den ersten Blick erkennen, dass es geschlossen war. Ich atmete tief
durch und konzentrierte mich wieder auf die Straße. Vielleicht ist doch noch
nicht alles zu Ende, dachte ich. Ja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Es war später Nachmittag, als wir an unserem Zielort ankamen. Frank sagte mir,
dass wir im Sport und Golfhotel wohnen, wo er sein
Apartment hatte. Wenn er in Deutschland sei, würde er immer dort wohnen, es
sei für ihn reserviert. Auch ich hätte mein eigenes Apartment zur Verfügung,
er hätte diesbezüglich schon seine Anweisung per Telefon gegeben.
Ich war überrascht, mit welcher Herzlichkeit wir bei unserem Eintreffen in Empfang
genommen wurden. Frank schien hier wirklich sehr beliebt zu sein.
Der Hoteldirektor persönlich begleitete uns zu unseren Zimmern, welche nebeneinander gelegen
waren. Er wünschte uns einen guten Aufenthalt und mit den Worten, „wir sehen
uns dann in etwa einer Stunde. Diese Zeit braucht ihr sicher, um Euch etwas
frisch zu machen“, verabschiedete er sich.
Das Apartment war auf zwei Etagen gebaut. Auf der ersten Ebene war ein gemütlich eingerichteter
Wohnraum. Eine breite Fensterfront gab den Blick auf die Terrasse frei, von wo man
direkt in die großzügig gestaltete Parkanlage blicken konnte. Weit und breit
kein weiteres Gebäude, nur vereinzelte Bäume, welche zur Auflockerung dieser,
wie ich eben erkannte, außergewöhnlich schönen Golfanlage beitrugen. Die zweite
Etage war mit einer Treppe verbunden. Dort befand sich im offenen Raum das
Schlafzimmer und hinter dem eingebauten Schrank, die Tür ins Badezimmer. Die
Dachschräge mit ihren sichtbaren Balken gab dem Apartment ein gewisses Flair.
„Gefällt es dir?“ Frank stand noch im Wohnraum und sah mich erwartungsvoll an. „Ja, es
gefällt mir wirklich sehr gut“, gab ich zur Antwort. „Dann hole ich dich in
einer knappen Stunde ab. Ich werde mich auch etwas frisch machen. Wenn du
etwas trinken möchtest, du findest alles in der Bar, im Schrank unter der
Treppe.“ Er drückte mir noch ein Küsschen auf die Wange, bevor er ging.
Ein Hoteldiener brachte mein Gepäck. Nachdem er die Tasche und den Koffer in den Schlafraum
hinaufgetragen hatte fragte er mich, ob er mir beim Auspacken behilflich sein
konnte, was ich dankend verneinte. Ich gab ihm fünf Mark als Trinkgeld und
hoffte im Stillen, dass es nicht zu wenig war.
Als er gegangen war, schloss ich hinter ihm die Zimmertür ab, ging hinaus auf den Balkon und
schaute in das weite, vor mir ausgebreitete Land. Etwas wie Hoffnung keimte in
mir auf und ließ die Trostlosigkeit meiner Lage in den Hintergrund gleiten.
Ich duschte, und fühlte mich danach herrlich erfrischt und wie neu belebt. Es war als wären
die Sorgen, mit dem abfließenden Wasser im Abflussrohr, verschwunden. Ich
stand vor meinen geöffneten Koffer und überlegte, was ich für den anbrechenden
Abend anziehen sollte.
Ich entschied mich für meine schwarze Satin Hose und wählte dazu eine rote Bluse mit
Fallkragen. Ich wusste, diese Auswahl passte hervorragend zu meinem Typ. Um
etwas mehr Farbe in mein Gesicht zu bringen, benutzte ich eine getönte
Tagescreme, und tat etwas Rouge auf meine Wangen. Mit dem Lidschatten und einem
dezenten Lippenstift war mein Werk vollendet.
Mein Haar leuchtete im Schein der Lampe in einem warmen Goldton. Übermütig wie es schien,
wirbelten die Locken um meine Schultern, als ich mich vor dem Spiegel um meine
eigene Achse drehte.
Ich war zufrieden mit meinem Aussehen. Meine schwarzen, hochhackigen Pumps, waren das
Tüpfelchen auf dem „I“. Ein Blick auf meine Armbanduhr zeigte mir, ich war pünktlich
fertig geworden. Kurze Zeit später klopfte es an der Zimmertür. Es war Frank,
der mich mit einem fröhlichen, „hallo, gut siehst du aus“, begrüßte.
Wir beschlossen fürs Erste, in einer gemütlichen Sitzgarnitur in der Hotelhalle Platz zu
nehmen und einen Kaffee zu trinken. Frank rückte mit der Neuigkeit heraus, dass
Michael am nächsten Tag kommen werde.
„Wann treffen wir uns mit Franz-Josef? Weiss er schon, dass wir hier sind?“, fragte ich ihn.
„Natürlich weiß er es und wir werden uns morgen Vormittag mit ihm treffen.“
Wir wurden vom Hoteldirektor unterbrochen, der sich nach einer kurzen Begrüßung, Visasvis von
Frank setzte. Im folgenden Gespräch ging es nur mehr um das Projekt Niklausdorf.
Neuigkeiten wurden ausgetauscht und verschiedene Möglichkeiten erörtert. Ich hörte nur zu
und hatte somit Gelegenheit, allerlei zu erfahren was ich bis anhin noch nicht
wusste. Was ich vermutet hatte war richtig. Die Finanzierung hing noch immer
in der Luft.
Der erwartete Erfolg, welchen sie sich von der Reise nach London versprachen, war nicht
eingetroffen. Der Direktor des Hotels schien gut informiert zu sein. Was auch
wiederum kein Wunder war, gehörte er doch zum Freundeskreis von Franz-Josef.
Ich achtete immer weniger auf das, was gesprochen wurde, meine Gedanken gingen eigene
Wege.
Noch einmal ließ ich den Tag Revue passieren. Obzwar die Tatsache mit jedem Kilometer, den ich mich vom Geschehen entfernte an Schrecken verlor, war die Ursache nicht vom Tisch. Immer wieder kreisten meine Gedanken
um das „Warum“….
Und je mehr ich darüber nachdachte, ich konnte keinen finden, „außer“ …, wie Schuppen fiel es
mir von den Augen. Ich erinnerte mich an die Versammlung, ich erinnerte mich an
den Blick, den die beiden Gesandten aus Zürich gewechselt hatten, als Frank
diese verhängnisvollen Worte zu mir sagte: „Warum lässt du dich so behandeln.
Wenn das Einkaufszentrum fertig ist, hast du die doppelte Fläche zur Verfügung
und brauchst dies hier nicht mehr.“
Es gab keinen anderen Grund. Von Rechts wegen, wurden solche Maßnahmen nur angewendet, wenn
Fluchtgefahr bestand und dies, −so dachten sie jedenfalls in Zürich, war in meinem Fall vorhanden. Meine Gedanken
arbeiteten, jetzt sah ich alles klar. Es war eine völlig logische
Vorgehensweise von ihrer Seite aus. Ob Gentleman like? Dies wiederum war eine
Frage, die wohl jeder aus seiner Sicht beantworten musste, oder besser, − konnte.
Wie konnten die mir unterstellen, dass ich fliehen würde? Ich hatte meine Abmachungen
eingehalten, was man von ihnen nicht gerade behaupten konnte. Ich hatte ein
Haus, mein Kapital war in beiden Geschäften eingebracht, ich hatte meine Kinder
und vor Allem, ich war Schweizer Bürger.
Dachten die wirklich, ich würde all dies, so einfach in Stich lassen? Welch miesen Charakter
muss ein Mensch selbst besitzen, um so etwas zu denken. Ich war bis anhin ein
unbescholtener Bürger dieses Landes und immer meinen Verpflichtungen
nachgekommen. Doch ich war eine Frau, schon allein das, war kein Vorteil.
Doch das Eine war klar. Wie es im Moment aussah: „Ich war
geflohen, geflohen aus Scham und aus Furcht.“ Ohne Nachricht an meine Schwester
und ohne meine Kinder über die Ereignisse zu informieren. Die Reise war zwar
geplant, bevor dieses Inferno sich über mir zusammenbraute, doch für jeden anderen
sah es bestimmt wie eine Flucht aus. Verstohlen wischte ich mir eine Träne aus
den Augen. Ich wollte nicht, dass Irgendjemand sah, wie es in mir aussah.
Frank holte mich wieder in die Gegenwart zurück, als er sich mit einer Frage mir zuwandte.
„Sorry, aber ich habe dir nicht richtig zugehört“, war darum meine Antwort.
„Oh, ich habe dich nur gefragt, ob es dir Recht ist, wenn wir in den Speisesaal
gehen. Ich habe nämlich Hunger.“ Ein Lächeln begleitete seine Worte. „Die Küche
ist hier vorzüglich. Ich habe mir erlaubt eine Menüfolge zusammen zu stellen
und hoffe, du bist mit meiner Wahl einverstanden.“
„Du hast ja hier fast so etwas wie Hausrecht. Ich hoffe nur, du hast nicht allzu viel von
den leckeren Sachen ausgesucht, sonst platzen zum Schluss noch die Nähte meiner
Hose“, gab ich lachend zurück. „Du bist mein Gast und ich werde dich verwöhnen.
Das einzige was du musst, oder sagen wir sollst, − ist, es zu zulassen.“
Mit diesen Worten nahm er meinen Arm und geleitete mich hinüber in den Speisesaal, rückte
mir den Stuhl zurecht, wartete bis ich Platz genommen hatte, bevor auch er sich
auf seinen Stuhl niederließ. Ganz Gentleman, ich war beeindruckt.
Frank hatte, was das Essen anbelangte, wirklich nicht zu viel versprochen. Schon der Fisch,
der zur Vorspeise gereicht wurde, ließ erkennen, hier war wirklich ein
ausgezeichneter Koch am Werke. Nicht nur der Gaumen, erfreute sich an dieser
Köstlichkeit, nein auch das Auge kam dabei nicht zu kurz. Das Hummer Süppchen
mit Sahnehäubchen wurde in kleinen Suppenschälchen gereicht.
Zwischen Suppe und Hauptgericht gab es noch ein erfrischendes Sorbet, bevor das Kalbs Filet,
welches gefüllt war mit einer Kräuter Farce, aufgetragen wurde. Dazu gab es als
Beilage eine Gemüsegarnitur und wer mochte konnte sich Kartoffelbrei, Kroketten
oder Reis dazu nehmen, welche in separaten Schalen bereit standen. Die dazu
servierte Sauce war ein Gedicht. Zum Dessert gab es frische Erdbeeren mit
Vanilleeis und Schlagsahne.
Zu jedem Gericht wurde der passende Wein dazu serviert. Frank als Gastgeber, dies kann man
nicht beschreiben, das muss man erlebt haben. Ich kam mir wie eine Königin vor
und langweilig, bei Gott nein, Langeweile hatte ich an diesem Abend keine.
Die Sonne lachte in mein Fenster und ihre Strahlen küssten mich wach. So kam es mir
jedenfalls vor, als ich die Augen aufschlug, mich gähnend in die Länge streckte
und mit einem Schwung aus dem Bett kam. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, es
war höchste Zeit mich fertig zu machen.
Ich hatte herrlich geschlafen. Sehr wahrscheinlich hat auch der Wein dazu etwas beigetragen,
jedenfalls hatte mir Beides gutgetan, der Wein und der Schlaf.
Nachdem ich geduscht und meine Zähne geputzt hatte, durchsuchte ich meinen Koffer nach
einer passenden Kleidung für den Tag. Ich entschied mich für ein tailliertes
Tageskleid in schwarz- weiß, welches mir ausgezeichnet zu Gesicht stand, mich
nicht einengte und trotzdem meine Figur voll zur Geltung brachte. Den Rest
meiner Kleider hängte ich in den Schrank.
Meine Unterwäsche, Shirts, Strümpfe und anderen Utensilien, welche sich noch im Koffer
befanden, legte ich fein säuberlich geordnet, in die dafür vorgesehenen
Ablagefächer. Nachdem ich auch meine Schuhe untergebracht hatte, konnte ich
Koffer und Reisetasche im unteren Teil des Schrankes ebenfalls versorgen.
So, jetzt sah mein Zimmer wieder ordentlich aus. Ich bürstete meine Haare, pflegte mein
Gesicht mit einer Tagescreme, schlüpfte in meine Pumps, die noch am Fuße meines
Bettes lagen und machte mich auf den Weg zu Frank. Ich klopfte an seine
Zimmertür, wartete kurz und klopfte noch ein zweites Mal. „Die Tür ist offen“,
hörte ich ihn rufen. Also trat ich ein. „Ich bin gleich fertig, habe etwas zu
lange geschlafen. Wie war deine Nacht?“ Die Stimme kam aus dem Badezimmer.
„Danke, ich habe tief und fest geschlafen“, gab ich zur Antwort.
Ich setzte mich auf die Couch und blickte nach oben, wo Frank gerade aus dem Badezimmer trat. Er
war fertig angezogen, wie immer lächelte er. Ja, wenn ich so überlege, war
immer ein Lächeln in seinem Gesicht, jedenfalls in meiner Gegenwart. „Jetzt
bin ich fertig. Wir haben noch genug Zeit für unser Frühstück, bevor wir zu Franz-Josef
fahren.“
Auf dem Weg in den Frühstücksraum erzählte er mir, dass Michael mit seiner Frau und seiner
Tochter am späten Nachmittag eintreffen würde.
Mein Appetit hielt sich in Grenzen, obzwar das Morgenbuffet eine große Auswahl bot,
beschränkte ich mich auf Kaffee, einem Brötchen, etwas Butter und Konfitüre.
Nach einer halben Stunde waren wir, mit meinem Auto, auf den Weg zu Franz-Josef. Die
Gegend durch die wir fuhren, war wunderschön. Wiesen, durchzogen von einer Vielfalt
von Blumen, welche in ihrer Farbenpracht im Glanz der Sonne, wie bunte Sterne
leuchteten.
Auf den Feldern stand der Weizen in voller Reife, und seine Ähren wiegten sich sanft im leichten Windhauch,
der über sie hinwegstrich. Rapsfelder in sattem Grün, mit ihren gelben
Blütendolden, vervollständigten den Reiz dieser malerischen Landschaft.
Dazwischen immer wieder einige Bäume. Manche einzeln
stehend, andere in Gruppen, dicht aneinander gedrängt, so, als wollten sie
einander stützen. Die Straße führte uns durch kleine, verträumte Dörfer, die
darauf zu warten schienen, geweckt zu werden.
„Da vorne musst du links einbiegen, und dann gleich beim ersten Haus links ist ein Parkplatz,
dort können wir parkieren.“ Ich folgte den Anweisungen von Frank, und brachte
unser Auto vor einem großzügig gebauten Gebäude zum Stehen. Es sah mehr nach
einem Wohnhaus aus, als nach einem Büro.
Dieser Eindruck verschwand jedoch sehr schnell, als wir in die großzügig gestaltete Eingangshalle
eintraten. Ein Mann, mittleren Alters kam auf uns zu, begrüßte Frank und sah
fragend auf mich.
„Darf ich vorstellen. Das ist meine Tante, er nannte auch meinen Namen, und zu mir gewandt,
dies ist Herr Müller, Bauzeichner und Stellvertreter von Franz-Josef.“ Ein
Lächeln auf beiden Seiten, ein kräftiger Händedruck, dann bat uns Herr Müller
in sein Büro.
Er fragte Frank wann wir angekommen sind und meinte: „Franz-Josef musste dringende Banktermine
vornehmen. Er wird die nächsten Tage nicht hier sein.“
Er nahm eine Mappe von seinem Schreibtisch und reichte sie Frank. „Dies sind die neuesten Pläne,
sie kamen erst heute Morgen per Post. Sie wurden durch ein Schweizer Architektur
Büro angefertigt. Wirklich eine gute Arbeit.“ Frank fragte mich, ob ich sie
auch ansehen möchte. Er hatte die Mappe geöffnet, und Herr Müller erklärte ihm
verschiedene Änderungen, welche an den Bauplänen vorgenommen wurden.
Diese Projektarbeit war nicht zu vergleichen mit den Plänen, welche ich von Frank
kannte. Die Zeichnungen von der gesamten Anlage, waren stilistisch wunderschön.
Die verschiedenen Gebäude, ein jedes ein Traum für sich, verschmolzen mit der
Parkanlage.
Zu erkennen waren kleine Teiche, welche durch Bächlein miteinander verbunden waren. Verschiedene
Brücken und Stege, führten von einem Gebäude zum anderen. Die Wege waren mit
Steinplatten ausgelegt, eingesäumt von Blumen und blühenden Sträuchern.
Sitzbänke luden den Gast zum Verweilen, und offene Terrassen mit
Tischen und Stühlen animierten zum gemütlichen Beisammensein.
Sehr elegant war der Innenbereich der Hotel Gebäude geplant. Auch hier wieder kleinere
Springbrunnen und Wasserfälle umringt von seltenen Sträuchern und Blumen,
welche die große, offene Halle in Gasträume, Bars und Cafeteria unterteilte. Eine
breite, geschwungene, freischwebende Treppe, führte hinauf zu den Zimmern und
Apartments.
Das Einkaufszentrum bestand aus mehreren kleineren Gebäuden, die durch Hallengänge
miteinander verbunden waren. Diese Großzügigkeit, von Weite und Raum, gaben
diesem Projekt eine ganz persönliche Note.
Die Zeichnungen waren so perfekt, dass es ein Leichtes war, diesen Traum von Genialität, sich
in Wirklichkeit vorzustellen. Ich war überwältigt.
Frank zeigte mir noch sein erstes Modell, welches er selbst angefertigt hatte, und mit dem
er ein Jahr zuvor, bei Franz-Josef vorstellig wurde. Nach diesem wurden auch
die ersten Pläne gemacht, welche ich bis anhin kannte. Herr Müller fragte
mich, ob ich einen Kaffee trinken möchte, was ich mit einem, „Danke, sehr
gerne“, beantwortete.
„In der Zwischenzeit kann ich mit Frank noch einige Punkte besprechen. Die Kaffeemaschine
befindet sich draußen in der Halle, neben der Sitzgruppe.“ Er geleitete mich dahin,
ließ mir meinen Kaffee aus dem Automaten. „Milch und Zucker?“ „Nur Milch
bitte“, gab ich zur Antwort. Mit den Worten, „es dauert nicht lange“, reichte Herr Müller mir meinen
Kaffee und ging in sein Büro zurück. Ich hatte es mir in der Sitzecke bequem gemacht,
beobachtete einige Angestellte, die den Raum durchquerten um in irgendeiner
Türe zu verschwinden, welche wohl in weitere Büroräume führten.
Franz-Josef war nicht da. Diese Tatsache drängte sich in meinem Kopf, immer mehr in den
Vordergrund. Was mache ich dann hier? Ich muss doch so schnell wie möglich,
zurück in die Schweiz. Wer weiß was alles passiert in meiner Abwesenheit. Ich
dachte an meine Kinder und meine Schwester. Vielleicht, oder besser ganz sicher,
wurden sie über den neuesten Stand bereits informiert.
Ich dachte an meine Kunden, die nun vor dem geschlossenen
Geschäft standen und den Beschluss der Behörde lasen, welcher in der
Zwischenzeit bestimmt, auch an dem Haupteingang angebracht worden war.
Mir wurde fast übel, als ich daran dachte, wie meine Schwester den Laden öffnete, ohne eine
Ahnung davon zu haben, dass dies nicht erlaubt war. In diesen Moment bereute
ich es wirklich sehr, dass ich ohne sie zu informieren, abgereist war. Ich
musste sie unbedingt anrufen, das war das mindeste was ich tun konnte.
Hoffentlich kann sie mir verzeihen, dachte ich bei mir.
Frank kam aus dem Büro und eilte an mir vorbei. „Ich muss noch schnell einige Kopien anfertigen, dann können wir
fahren“, rief er mir zu.“ Also setzte ich mich wieder.
Meinen Kaffee hatte ich in der Zwischenzeit ausgetrunken. Auf dem Tisch lagen einige
Journale. Ich nahm eines und begann darin zu blättern. Es war ein Versuch, mich
abzulenken. Nur nicht an das Chaos zu denken, welches ich hinter mir zurück
gelassen hatte.
Zwanzig Minuten später saßen Frank und ich wieder im Auto. „Wie hat es dir gefallen“, wollte
Frank von mir wissen. „Oh, das Projekt ist wirklich wunderbar. So ganz anders,
als auf deinen Plänen.“ „ Ja, es wurde, nach den vorhandenen Interessenten, neu konzeptiert. Die Ausarbeitung dieser
Planung kostete Franz-Josef ein Vermögen. Doch für die Verhandlungen mit den
Banken war es notwendig, dieselben anfertigen zu lassen.“
Das leuchtete mir ein. Ich konnte mir jedoch nicht verkneifen zu fragen: „Warum ließ er das
Projekt in der Schweiz ausarbeiten und machte es nicht selbst?“ „Du musst
wissen, dieses Büro hatte die beste Voraussetzung, ein Projekt dieser
Größenordnung zu planen. Die Architekten sind die Besten, die es zurzeit gibt. Außerdem,
Franz-Josef ist ein Bauunternehmer, kein Architekt.
Herr Müller ist Bauzeichner und hat die erste Gebäudeplanung gemacht. Wie du ja selbst sehen
konntest, kein Vergleich mit dem, was wir nun vorzuweisen haben.“
„Hast du noch etwas wegen meiner Sache erreichen können“, fragte ich ihn. „Leider nein, für
Geldangelegenheiten ist Herr Müller nicht zuständig. Dies wird allein durch Franz-Josef
geregelt. Wir werden auf den richtigen Zeitpunkt warten müssen“, gab er mir zu
verstehen.
Also wieder warten, warten auf ein Wunder, welches hoffentlich bald eintreffen wird, dachte
ich. Was blieb mir auch anderes übrig. „Wenn du möchtest, können wir im Pool
schwimmen und anschließend eine Kleinigkeit essen, bevor Michael mit seiner
Familie hier ankommt“, machte Frank mir den Vorschlag. Ich war damit
einverstanden.
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Es wird immer besser, weiter so!!!
Das ist gut liebe Christa. Steigerung ist immer gut.:) So weiss ich, dass Du mir als treue Leserin und als mein Fan, so hoffe ich, erhalten bleibst. A liebs Grüessli Renate