Mein Weg zurück
oder
ein Meer voll Tränen
Renate Klerx
1. Auflage
ISBN: 978-3-86683-945-8.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Die Rechte für die deutsche Ausgabe liegen bei
der Autorin.
Habe dieses Buch neu bei Amazon mit Createspace
als Taschenbuch und bei Kindle als E-Book
der direkte Link dazu: http://www.amazon.de/dp/B019HD8XEK
http://www.amazon.de/dp/B019HD8XEK
http://www.amazon.de/dp/B019HD8XEK
Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
und Vervielfältigung des Werkes ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig
und strafbar. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der
Übersetzung, sind vorbehalten! Ohne ausdrückliche schriftliche Erlaubnis des Verlages
darf das Werk, auch nicht Teile daraus, weder reproduziert, übertragen noch
kopiert werden, wie zum Beispiel manuell oder mithilfe elektronischer und mechanischer
Systeme inklusive Fotokopieren, Bandaufzeichnung und Datenspeicherung.
Zuwiderhandlung verpflichtet zu Schadenersatz.
Alle im Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden vom Autor nach bestem
Wissen erstellt.
Vorwort
Warum habe ich dieses Buch geschrieben?
Schon von Kindheit an faszinierte mich das
geschriebene Wort. Ich konnte mich in Märchen
und anderen Erzählungen in die Welt der Figuren
hineinleben. Ja ich war mittendrin. Ich erlebte die
Abenteuer, die Sehnsüchte, den Schmerz und die
Liebe so, als würde es mir passieren. Als ich älter
wurde, begann ich meine eigenen Erlebnisse in
Worte zu fassen. Zuerst waren es kleine Gedichte,
später Erzählungen. Meine Aufsätze in der
Schule gehörten fast immer zu den Besten. Meine
Fantasie kannte keine Grenzen.
Leider wurde ich in eine Zeit hineingeboren,
in der die Ansätze meiner Begabung nicht zur
Kenntnis genommen wurden. Es war die Zeit
des Hungers, des Verzichts und des Wiederaufbaus
einer zerstörten Welt. Heute kann ich manches
besser verstehen, doch damals als Kind und
Jugendliche war der Weg, der mir vorgegeben
war, steinig und mit Hindernissen verbaut.
Schon als Kind errichtete ich eine Mauer um
mich, als Schutz und als Zuflucht für mein wah-
7
res Ich. Doch die Mauer war nicht nur Schutz,
nein sie war auch ein Gefängnis. Meine Seele war
gefangen. Manchmal suchte sie den Weg in die
Freiheit, in dieser Zeit schrieb ich meine Gedichte.
Ich haderte mit dem Schicksal, das mir auferlegte,
einen Weg zu gehen, der eigentlich nicht
der meine war. Was ich wollte, ja wirklich wollte,
war schreiben. Nun habe ich ein Alter erreicht, in
dem die Zeit relativ ist.
Ich musste erst krank werden, um die wirkliche
Bedeutung meines Lebens zu erkennen. Der größte
Teil meiner Geschichte in diesem Buch ist ein
Wandern zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Wie ein Film lief mein Leben vor mir ab, und ich
habe es aufgeschrieben. Ich habe es erzählt, so wie
ich es als Kind und als Erwachsener gefühlt und
erlebt habe. Die Mauer begann zu bröckeln. Mit jedem
Satz, den ich geschrieben habe, fiel ein Teil
von ihr zusammen. Nun bin ich frei, frei zu tun,
was meine Bestimmung ist: Ich schreibe!
Mein Vertrauen und meine Liebe zu den Menschen
habe ich nicht verloren, trotz all dem, was mir widerfahren
ist.
8
Ich danke meinen Eltern, die mich großgezogen
haben.
Ich danke meinem Bruder, der immer für mich
da war und ist.
Ich danke meiner Schwester, die mir ihre Zuneigung
bewahrt hat.
Ich danke meinen Kindern und Enkelkindern,
die mein Herz erwärmen mit ihrer Liebe.
Ich danke meinen Freunden, die mich in meinem
Leben begleiteten. Einige meiner Freunde waren
es, die mich ermutigten, dieses Buch fertig zu
schreiben.
Ich gedenke und danke meinen Lehrern, die mir
mein Wissen übermittelt haben.
Und ich danke Gott, der mir die Liebe zu allem,
was lebt, ins Herz gesenkt hat.
9
Ein Augenblick in der Ewigkeit
Die Tage vergehen,
Wie schnell eilt die Zeit.
Und eh’ wir uns versehen,
Ist alles vorbei.
Vorbei unsere Sehnsucht,
Vorbei unsere Last.
Denn schlussendlich waren wir,
Hier auf Erden nur Gast.
R.K.
10
Mein Weg zurück
oder
Ein Meer voll Tränen
Band 1
Ein strahlend blauer Himmel spiegelt sich in der
glatten Weite des Sees. Die Luft mild, nur ein
sanfter Windhauch streift das satte Grün der
Bäume, die, wie ein Bollwerk, das Hinterland vor
den Blicken des Beobachters verborgen halten.
Sanfte Stille wird unterbrochen vom Gezwitscher
der Vögel, die emsig damit beschäftigt sind, ihre
gut getarnten Nester in Ordnung zu bringen. Ein
Schwanenpaar zieht einige Meter vom Ufer entfernt
seine Bahnen. Weiter draußen im See tummeln
sich einige Segelboote. Ein Ort zum Träumen.
Ich weiß nicht, wie lange ich schon so da gesessen
habe. Mein Blick in die Weite gerichtet
wendet sich wieder meiner näheren Umgebung
zu. Ein leiser Seufzer flieht von meinen Lippen.
Erschrocken blicke ich um mich. War jemand in
der Nähe? Nein, ich war noch immer allein, allein
11
mit meinem Kummer in dieser idyllischen Oase.
So strahlend mich dieser Ort umgibt, umso düsterer
sind meine Gedanken.
Du musst dein Leben neu ordnen. Musst das
Vergangene von dir abschütteln. Musst akzeptieren,
was gewesen und vorbei ist. Wie oft habe ich
es schon versucht? Doch wie es scheint, eben nur
versucht. Immer wieder holt mich der Schatten
der Vergangenheit ein. Reißt mich nur in ein größeres
Loch, tief und dunkel, ohne eine Chance
zu entkommen.
Ich bemerke, wie die Tränen über meine Wangen
gleiten. Meine Arme fühlen sich schmerzhaft
an und schwer. Mit jedem Atemzug habe ich
das Gefühl, dass ein Teil meiner Kraft und mein
Elan stückweise verlorengehen. Mein Verstand sagt
mir, reiße dich zusammen, doch die Seele nimmt
diesen Rat nicht an. Sie will nicht in diesem traurigen
Körper wohnen, sie möchte frei sein.
Doch wie kann ein Mensch ohne Seele leben?
Warum kann ich meine Seele nicht einfach sich
selbst überlassen? Vielleicht bin ich glücklicher
ohne sie und sie glücklicher ohne mich. Ich würde
keinen Schmerz mehr empfinden, meine Gefühle
wären nicht mehr vorhanden. Vielleicht
würde ich nicht mehr lachen können, doch was
soll’ s, ich würde auch nicht mehr weinen.
12
Mir fällt die Sage vom Berggeist ein oder ist es
das Märchen von der Schneekönigin? Nein, es ist
die Geschichte vom kalten Herzen. Es ist auch
egal, bei jeder dieser Geschichten ging die Seele
verloren. Vielleicht muss sich auch meine Seele
befreien, um wieder aus freien Stücken zu mir zurückzufinden.
Meine Gedanken irren den weiten Weg zurück in
meine früheste Kindheit. Immer wieder umgibt
mich diese Dunkelheit.
Ich, am Boden kauernd, vor mir ein Haufen
zerrissenes Papier. Dies war meine Beschäftigung
im tiefen Tal der Einsamkeit, von mir als Kind
noch nicht erkannt. Da war ich nur damit beschäftigt,
eifrig die kleinen Papierfetzen in noch
kleinere Teile zu zerreißen. Mein Ehrgeiz bei diesem
Tun war grenzenlos.
Ich hatte keine Puppe, keinen Teddy, ich hatte
nur einen Haufen altes Papier.
Meine nächste Erinnerung ist schon heller
und schöner. Ich sehe mich von Menschen umringt.
Alle reden auf mich ein, doch ich fand keine
Worte. Ich konnte ja noch nicht sprechen,
nur verstehen, ja verstehen konnte ich gut. Ich
fühlte die Wärme, die mir entgegengebracht
wurde, und zaghaft legte ich meine kleine Hand
in die große Hand meiner, wie ich später er-
13
fuhr, „Großtante„. Ich nannte sie „Mutter“. Alle
nannten sie Mutter, es war wohl mein erstes
Wort. Jedenfalls das Erste, an das ich mich erinnere.
Ich hatte eine Familie. Da war Vater, eigentlich
mein Großonkel, da waren Greta, meine Cousine,
Rudolf und Franz, meine Cousins. Rudolf
spielte Handorgel. Er lehrte mich die ersten Lieder.
Ich wollte immer mehr lernen. Zuerst waren
es Worte, dann ganze Sätze. Es war, als müsste
ich in kurzer Zeit all das nachholen, was mir so
lange verwehrt war: „Lernen“.
Zur Familie gehörten auch zwei Schafe, zwei
Ziegen und eine Katze. Die Katze wurde mein
Spielgefährte. Sie durfte bei mir schlafen, wenn
ich krank war, und krank war ich oft. Ich konnte
mit ihr kuscheln. Sie hatte es gerne, wenn man sie
streichelte oder sie am Ohr kraulte. Fasste ich einmal
etwas fester zu, zeigte sie mir auch die Krallen.
M
eine Cousine Greta hatte wunderbares langes
Haar. Bevor Mutter die Haare zu Zöpfen
flocht, bürstete sie es. Das Haar hüllte Greta ein
wie ein Mantel.
Auch ich bekam zwei Zöpfchen geflochten,
wenn auch nur zwei kleine. Ich war stolz auf
meine Zöpfchen und wollte sie jedem zeigen.
14
In der nächsten Nachbarschaft gab es einen Kolonialladen
mit großen Gläsern voller Bonbons
und Zuckerstangen. Frau Zimanetti, so hieß die
Besitzerin, schenkte mir bei jedem Einkauf eine
Süßigkeit. Dafür sang ich ihr ein Lied vor, welches
ich von Rudolf gelernt hatte.
Sie selbst hatte keine Kinder, wie ich später erfahren
habe. Je mehr Lieder ich lernte, umso öfter
kam ich in den Genuss eines Bonbons oder einer
Zuckerstange. Rudolf lehrte mich viele Lieder.
Mutter hatte noch eine Tochter, sie war schon
verheiratet. Ihr Name war Maria und ihr Mann
hieß Otto. Otto baute mir im Garten eine Schaukel,
es war wunderbar. Als man mich das erste
Mal in den Sitz der Schaukel setzte und ich begriffen
hatte, wie ich meine Füße einsetzen musste,
um die Schaukel in Bewegung zu setzen, war
es fast nicht mehr möglich, mich wieder auf den
Boden zu bringen.
Die Schafe und Ziegen brauchten natürlich auch
Futter. Dazu mussten wir auf die Felder außerhalb
des Dorfes gehen, wo Vater frisches Gras
mähte. Ich durfte den ganzen Weg im Leiterwägeli
sitzen, das war schön. Heimwärts saß ich auf
dem frischen Gras, das im Leiterwägeli aufgetürmt
war.
15
Während Vater das Gras mit der Sense mähte,
durfte ich auf der Wiese Blumen pflücken. Manchmal
flocht mir Mutter einen Kranz mit Margeriten
und Vergissmeinnicht und setzte ihn mir ins
Haar. „Jetzt bist du meine kleine Fee“, sagte sie
und drückte mich ganz fest an sich. Ich kuschelte
mich in ihre Arme und war glücklich.
Sie lehrte mich zu beten. Sie erzählte mir
von Gott, der uns alle liebt, wenn wir lieb und
folgsam sind; all diese Dinge, die in der heutigen
Zeit so an Bedeutung verloren haben. Ich bemühte
mich sehr, so oft wie möglich lieb zu sein.
Manchmal war ich es auch nicht und musste ins
Bett. Die Fensterläden wurden zugemacht und da
war wieder die Dunkelheit, die ich fürchtete.
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals
geschlagen wurde. Auch ins Bett wurde ich am
Tage immer seltener gesteckt, also war ich ein
braves Kind.
Am Abend vor dem Schlafen erzählte ich dem
lieben Gott, wie ich ihn nannte, meine Erlebnisse
und dankte ihm für den schönen Tag.
Wenn Mutter außer Haus musste, sie war, was ich
auch erst später erfahren habe, Hebamme, passte
Vater auf mich auf. Greta war ja schon groß und
musste zur Schule.
16
Vater war ein schweigsamer Mann. Er saß oft, so
meine Erinnerung, in seinem großen Stuhl und
rauchte ein Pfeifchen.
Wenn er jedoch mit mir allein war, machten
wir lange Wanderungen am Ufer der Mürz, das
ist ein Fluss. Dort schnitt er von den Weiden fingerdicke
Stöckchen ab. Dann setzten wir uns auf
eine Bank, von denen es einige gab, und er
schnitzte mir aus den Weidenstöcken kleine Flöten.
Er zeigte mir, wie man darauf kleine Melodien
spielen konnte. Bald hatte ich eine kleine
Sammlung dieser Flöten. Jede brachte verschiedene
Tonlagen hervor, je nachdem wie lang oder
dick das Holz war, aus dem sie geschnitzt waren.
Einmal schnitzte er auch eine kleine Figur mit
Kopf und Körper. Er bohrte Löcher in den Körper
und fädelte eine Schnur durch. Daran befestigte
er Arme und Beine.
Mutter malte auf den Kopf Augen, Nase und
Mund. Auch schöne blonde Haare aus Wolle bekam
sie. Ich hatte meine erste Puppe. Greta nähte
für meine Puppe aus alten Stoffresten einige
Kleidchen. Dafür nannte ich meine Puppe Greta.
So verging die Zeit und plötzlich war alles anders.
Vater war nicht mehr da. Mutter hatte Tränen in
den Augen und war traurig. Außerdem trug sie so
17
schrecklich schwarze Kleider. Wir gingen zur Kirche,
wo, wie ich glaubte, Gott wohnt. Sie sagte zu
mir: „Jetzt ist Vater beim lieben Gott.“ Dann weinte
sie wieder. „Musst nicht weinen, Mutter“, sagte
ich. „Wenn Vater zum lieben Gott gegangen ist,
kommt er bestimmt bald wieder.“
Anschließend gingen wir auf den Kirchgarten.
Da waren viele Kreuze, schöne große Steine und
Engelfiguren. Wir blieben bei einem großen Erdhaufen
stehen. Dahinter war ein tiefes Loch gegraben.
Mutter weinte schrecklich. Ich wusste
nicht, warum sie so bitterlich weinte, also weinte
ich auch. Sie nahm mich ganz fest an die Hand
und zog mich rasch von diesem Ort weg, der sie
so traurig machte.
Am Ende des Kirchgartens stand neben der
Kirche eine kleine Kapelle. Wir gingen hinein. Da
waren schöne Bilder an den Wänden, mit Engeln
und dem lieben Gott. Kerzen brannten und auf
einer Art großem Tisch lag Vater.
Er lag ganz ruhig da, hatte seinen schwarzen
Anzug an, mit weißem Hemd und schwarzer
Schleife. Die Schuhe glänzten an seinen Füßen.
Er hatte die Augen geschlossen, so als würde er
schlafen. Ich war ganz still, um ihn ja nicht aufzuwecken.
Auch Mutter weinte jetzt nicht mehr.
Ganz leicht strich sie ihm mit der Hand übers
18
Gesicht. Sie sagte etwas, was ich nicht verstanden
habe, verharrte noch einige Zeit stumm und regungslos,
um dann umso schneller aus der Kapelle
hinauszueilen. Ich musste laufen, um mit ihr
Schritt zu halten. Erst viel später verstand ich:
Wer zum lieben Gott geht, kommt nicht wieder
zurück.
Ich weiß nicht, wie viele Tage danach vergangen
sind. Jedenfalls nach dem Morgenessen nahm
mich Mutter auf den Schoss, drückte mich ganz
fest an sich und sagte: „Heute kommen deine
Mutti und dein Vati. Sie werden dich mitnehmen,
doch vorher machen wir dich hübsch.“
Sie zog mir weiße Strümpfe an, dazu ein buntes
Kleidchen. Sie kämmte meine Haare, flocht
sie zu zwei Zöpfchen und band um jedes Zöpfchen
eine rote Schleife. Zum Schluss zog sie mir
noch die frisch geputzten Schuhe an. Meine wenigen
Habseligkeiten tat Mutter in einen Rucksack.
Dann warteten wir. Ich wusste nicht, wer Mutti
war. Einmal war sie ja schon, wie ich mich erinnerte,
zu Besuch da gewesen. Sie hatte mir so feine
Schokolade mitgebracht. Jeden Tag durfte ich
ein Stück davon essen. Dann war die Schokolade
aufgegessen und die Erinnerung verblasste. Vati
19
war mir unbekannt. Ich hatte keinerlei Erinnerung
an ihn. Wie sollte ich auch.
Es war so weit, sie waren da. Ich wollte nicht
mit, ich wollte bei Mutter bleiben und bei Greta,
Rudolf und Franz. Mutti sagte: „Schau wir fahren
mit dem Fahrrad. Du darfst bei Vati vorne in deinem
eigenen Sitz sitzen, das wird bestimmt lustig.
Zuhause wartet schon dein Bruder, er heißt Franzi
und freut sich auf dich.“
Ich hatte einen Bruder, ich war neugierig.
„Spielt er auch mit mir?“, fragte ich. Unter Fragen
und Antworten wurde ich aufs Fahrrad gepackt
und wir fuhren los.
Doch so einfach war es nicht. Je weiter wir uns
von der mir bekannten Umgebung entfernten, umso
heftiger wollte ich wieder zurück. Ich weinte
fast den ganzen Tag, solange dauerte unsere Fahrt.
Ich vermisste Mutter und alle anderen, die ich
lieb hatte. Ich dachte an meine Katze, die ich nicht
mehr hatte streicheln können, da sie irgendwo
auf der Wiese auf der Jagd war, als wir abreisten.
An Einzelheiten kann ich mich nicht mehr so
genau erinnern, doch meine Eltern hatten wirklich
Mühe, mich immer wieder zu beruhigen. Alles
war so neu und fremd für mich.
Unser Weg führte durch Wiesen und Felder,
dann ging es durch ein schmales Tal. Links und
20
rechts von unserem Weg ragte weit hinauf der
Wald.
Dann weitete sich das Tal, eingesäumt von bewaldeten
Bergen lag mein neuer Heimatort.
„Jetzt dauert es nicht mehr lange und wir sind zu
Hause. Das letzte Stück des Weges müssen wir
aber zu Fuß gehen. Wir werden die Fahrräder bei
den Großeltern einstellen. Die freuen sich auch
schon, dich kennenzulernen“, hörte ich Vati sagen.
Und so war es.
Wir wurden schon von vielen Leuten erwartet.
Wie ich später bemerkte, waren es lauter Familienangehörige:
Großmutter, Großvater und Geschwister
von Vati. Nun, die Begrüßung war laut
und alle redeten durcheinander. Ich war froh, als
Vati sagte: „Jetzt müssen wir aber weiter, sonst
wird es dunkel, bevor wir daheim sind.“
Ich war schon sehr müde und hatte so gar keine
Lust mehr zu laufen. Kurz entschlossen setzte
mich Vati auf seine Schultern und ich musste den
letzten Rest des Weges nicht zu Fuß gehen, sondern
wurde nach Hause getragen. Natürlich war
ich froh darüber.
Es ging durch den Wald bergwärts, dann führte
der Weg an einer Wiese entlang, direkt zu zwei
großen Häusern. Vor einem machte Vati halt,
nahm mich von den Schultern und stellte mich
21
auf den Boden. „Jetzt sind wir zu Hause“, meinte
er. Mutti nahm mich bei der Hand. Wir stiegen
einige Stufen hinauf und Vati schloss die Türe
auf. Da war nun mein neues Zuhause, aber wo
war mein Bruder? Ich konnte ihn nirgends entdecken.
Man hatte mir doch versprochen, dass er
auf mich warten würde. Aber da war kein Bruder!
Mutti nahm mich in die Arme, putzte meine
Tränen fort und sagte: „Schau, Franzi kommt
erst später. Wir haben es erst vorhin von den
Großeltern erfahren. Er muss noch das Schuljahr
fertig machen, dann kommt er.“
Ich verstand damals die Gründe nicht, warum
Franzi nicht da war, doch ich war sehr traurig.
Mutti stellte Brot und Milch auf den Tisch, aber
ich war zu müde, um etwas zu essen. „Ich bringe
sie ins Bett“, sagte sie zu Vati. „Wird wohl das Beste
sein“, meinte er. Mutti zog mir meine Kleider
aus, wusch mir die Hände und das Gesicht, zog
mir ein Nachthemd an und brachte mich ins Bett.
Es war ein weißes Bett. An der Wand war ein
Bild aufgehängt, darauf war ein Engel zu sehen,
der zwei Kinder über einen Steg geleitete, der
über eine tiefe Schlucht führte. „So wie dieser
Engel auf die Kinder achtgibt, dass sie sicher auf
die andere Seite kommen, so passt er auch auf
22
dich auf“, erzählte mir Mutti. „Du musst nur den
lieben Gott darum bitten“, was ich auch tat. Ich
faltete meine Hände und sprach mein Abendgebet,
welches Mutter mich gelehrt hatte.
Ganz langsam und deutlich sprach ich die
Worte, Gott sollte mich hören und verstehen
:
Müde bin ich geh zur Ruh, …
Ich bat den lieben Gott auch, mir ganz schnell
meinen Bruder zu schicken. Doch da hat Gott
wohl nicht so gut hingehört, denn es verging
noch eine ganze Weile, bis ich meinen Bruder
Franz kennenlernte.
Mich fröstelt, ein kühler Wind hat mich aus meiner
Versunkenheit zurückgeholt. Zeit und Raum
schienen einen Moment lang für mich ohne Bedeutung.
Es war, als würde ich in der Vergangenheit
leben. Die Sonne war auf ihrer Wanderung
am Firmament weitergezogen und schickte sich
an, in all ihrer Herrlichkeit meinen Blicken zu
entfliehen. Es war, als würde sie im Wasser versinken.
Nur ein Farbenspiel, von hell bis dunkelrot,
vermischt mit dem tiefen Blau des Himmels
und dem etwas dunkleren See, zeigte noch ihre
Anwesenheit. Einen Augenblick lang spürte ich
den Frieden und es war gut.
23
Nur widerwillig trat ich meinen Heimweg an.
War es Furcht vor den Gedanken, die mich nicht
zur Ruhe kommen lassen? Diese Angst, alles im
Leben falsch gemacht zu haben …? Wohin geht
mein Weg …? Was ist meine Bestimmung in diesem
Leben …?
So viele Fragen und niemand gibt mir Antwort.
Zu Hause angekommen nahm ich wie immer
den direkten Weg in die Küche zur Kaffeemaschine,
dann, die Tasse in der Hand, ins Wohnzimmer
auf die Couch.
Der Griff zur Fernbedienung passiert automatisch.
Hauptsache es ist nicht so still um mich.
Während im Fernseher der Nachrichtensprecher
über die neuesten Geschehnisse des Tages berichtet,
mache ich es mir bequem. Ich versuche
der Stimme zu folgen, doch da ist es wieder, dieses
Ziehen in der Brust. Ich will heraus, lass mich
endlich frei. Wie gerne möchte ich dieser inneren
Stimme gehorchen. Doch meine Angst ist stärker
als der Wunsch, mich einfach fallen zu lassen. Ich
kämpfe gegen diese Traurigkeit, die wieder von
mir Besitz ergreift, und dann lasse ich den Tränen
ihren Lauf. Irgendwann muss ich wohl eingeschlafen
sein.
Als ich aufwachte, sah ich wie das Licht des
neuen Tages den Raum durchflutete. Der Fernse-
24
her lief, trotz meiner Missachtung seines Programms,
noch immer. Ich erlöste ihn davon, indem
ich ihn abschaltete. Benommen, wie ich war,
ging ich ins Bad, zog meine Kleider aus, putzte
meine Zähne und sagte mir: „Baden kannst du
später noch.“
Ich legte mich ins Bett. Die Augen schmerzten
von den vielen Tränen, ich machte sie einfach
wieder zu. Ich war nicht wach und ich schlief
auch nicht, ich dämmerte so vor mich hin. Ich
war wieder das kleine Mädchen in dem weißen
Kinderbett, welches hoffte, sein Schutzengel würde
es beschützen … und doch voller Angst, in die
Tiefe zu stürzen.
Da war er wieder, mein Faden in die Vergangenheit.
Ich sehe mich inmitten einer großen
Wiese, die übersät war von vielen bunten Blumen.
Die blauen Sterne, es waren Vergissmeinnicht,
hatte ich lieb. Sie waren so blau wie meine
Augen. Das sagte Mutti immer und Mutti hatte
ich auch lieb. Sie war so sanft und gut, dass mit
der Zeit die Erinnerung an Mutter verblasste.
Vati hatte ich auch lieb. Er sagte mir, dass heute
Muttertag sei und doch so viele schöne Blumen
auf der Wiese blühten, ob ich der Mutti einen
schönen Strauß pflücken könnte?
25
Natürlich konnte ich und darum war ich auf der
Wiese. Meine kleinen Hände fassten nach dem
Blütenköpfchen einer Margerite, auf dem ein
Marienkäfer saß.
„Marienkäfer bringen Glück, wenn sie auf
deine Hand fliegen“, sagte Mutti einmal. Ich
wollte, dass er auf meine Hand kam und wirklich:
Er flog empor und ließ sich dann auf meine
Hand nieder, die ich ihm entgegenstreckte. „Was
bist du für ein lieber Marienkäfer“, sagte ich zu
ihm. „Flieg zur Sonne und hol’ mir Glück!“
Das machte man so. Jedenfalls meinte das meine
Mutti.
Ach, was gab es da noch alles zu entdecken.
Da waren kleine und größere Heuschrecken. Es
war richtig lustig, ihnen zuzusehen. Da war ein
langer Regenwurm, fast so lang wie die Schlange,
die wir vor Kurzem gesehen hatten. Ich fasste
ihn an, zog ihn aus der Erde und hob ihn hoch.
Er ringelte sich um meinen Finger, war das
lustig …, ich lachte. Nach einer Weile legte ich ihn
wieder auf die Erde.
Ich hörte Vati nach mir rufen. Fast hätte ich
die Blumen vergessen, die ich noch für Mutti
pflücken sollte. Vati und ich machten es gemeinsam.
Er pflückte einige Margeriten und ich Vergissmeinnicht.
Zusammen hatten wir einen schö-
26
nen Strauß. „So jetzt kannst du die Blumen der
Mutti bringen und ihr alles Gute zum Muttertag
wünschen“, meinte er, was ich auch tat. Mutti
freute sich sehr und drückte mich ganz fest an
sich. Sie hatte ganz feuchte Augen. Ob sie da
wohl an meinen Bruder Franz gedacht hatte? Er
fehlte ihr bestimmt sehr, wie mir auch. Ich wollte
ihn bei mir haben und konnte nicht verstehen,
dass es so lange dauerte, bis er endlich bei uns
sein konnte.
Es war schon Mittag, als ich meine Augen aufmachte.
Noch etwas benommen stand ich auf.
Ich hasste es eigentlich, so lange im Bett zu sein,
doch im Moment war mir das egal. Nachdem ich
mich etwas zurechtgemacht hatte, versuchte ich
eine Kleinigkeit zu essen. Ein halbes Brötchen
war alles, was ich herunterbekam. „Nun auch
gut“, dachte ich bei mir, „der Hunger wird schon
noch kommen.“ Ich zwang mich, wenigstens ein
Glas Saft und Vitaminkapseln zu schlucken.
Obwohl ich mich so elend fühlte, wollte ich
doch nicht ernsthaft krank werden. Am besten
gehe ich noch etwas an die frische Luft, gedacht …
getan.
Es war ein wunderschöner Tag. Der Himmel
war tiefblau, die Sonne lachte und sandte ihre
27
wärmenden Strahlen. Ich wanderte meinen Lieblingsweg.
Der führte mich hinaus an den See,
über Wiesen, auf denen sich die Frühlingsblumen
der strahlenden Sonne entgegenstreckten.
Vor zwei Jahren bin ich diesen Weg oft mit
meinem Hund Sherbo gegangen. Wie war das
schön, seine Freude und seinen Übermut zu
sehen, wenn er über die Felder rannte. Oh, er
fehlt mir wirklich sehr. Jetzt schläft er in einem
kleinen Holzkistchen, das im Schrank steht,
seinen ewigen Schlaf und wartet darauf, dass wir
uns in der anderen Welt wiedertreffen.
Er war ein treuer Begleiter. Er freute sich, wenn
ich gut drauf war, und spürte, wenn es nicht so
war. Dann legte er sich zu meinen Füßen, leckte
meine Beine, so als wollte er mir sagen, ich bin
bei dir. Schon wieder kommen mir die Tränen
und ich lasse sie laufen. „Sie spülen deinen
Schmerz aus deinem Körper“, dachte ich mir.
Wie immer, machte ich an meinem Lieblingsplatz
am See halt, lehnte mich an die riesige Weide,
die wohl schon einige hundert Jahre zählte.
Ich spürte die Kraft, die von ihr zu mir übertragen
wurde,
… ich fühlte mich beschützt.
Meine Augen streiften über die Weite des Sees.
Wie immer tummelten sich Wildgänse am Ufer
28
und die Möwen flogen kreischend darüber hinweg.
Es war friedlich, es war, als wäre man allein
auf der Welt. Doch es war nicht einsam, nein, es
war eine in sich gebettete Geborgenheit.
Meine Gedanken suchten den dünnen Faden in
die Vergangenheit. Ich sah mich wieder, schon
etwas größer, in der Ferne hörte ich Musik. Die
Kirchenglocken läuteten. Die Musik klang traurig
und schwermütig. Sicher war jemand gestorben.
Ich eilte in den Garten, holte mein Körbchen
und pflückte einige Blumen, die ich in mein
Körbchen legte. Schon von Weitem sah ich den
Trauerzug. Voran schritt die Musikkapelle, dahinter
vier schwarze Pferde, die einen mit Blumen
geschmückten Wagen zogen. Ich beeilte mich
sehr, um nur ja recht nahe bei dem geschmückten
Wagen mitzugehen. Ich schaffte es und reihte
mich hinter dem Pfarrer und seinen zwei Ministranten,
allesamt schwarz mit einem weißen
Obergewand bekleidet, ein.
Wie gebannt starrte ich auf den Sarg, den man
unter all den Blumen mehr erahnen als sehen
konnte. Ein Ministrant läutete immer mit einem
Glöckchen, während der andere den Weihrauchkessel
schwenkte.
29
Ich liebte diesen schweren Duft vom Weihrauch.
Der Pfarrer murmelte etwas vor sich hin, was ich
aber nicht verstand. Wir kamen zum Friedhof.
Die Pferde standen nun, die Musikanten traten
auf die Seite und sechs Männer hoben den Sarg
auf ihre Schultern. Langsamen Schrittes gingen
wir weiter … zum offenen Grab. Der Sarg wurde
abgestellt und der Pfarrer begann zu reden. Immer
wieder wurde er vom lauten Schluchzen
übertönt, das von einer tief verschleierten Frau
kam, welche, nicht weit weg von mir, von zwei
Männern gestützt wurde.
Mir wurde ganz traurig ums Herz und ich
weinte um einen Menschen, den ich nicht einmal
kannte. Doch es muss ein guter Mensch gewesen
sein, sonst würden ja nicht so viele um ihn weinen.
Indessen begannen die Musikanten wieder
zu spielen und während die Klänge im Wind verwehten,
glitt der Sarg in die Tiefe – und entschwand
meinen Blicken.
Die ersten der Trauernden begannen mit einer
Schaufel, etwas Erde hinunterzuwerfen. Ich hörte
den dumpfen Aufprall der Erde auf dem Sarg
und dachte, dass durch den Lärm jener Verstorbene
doch aufwachen müsse.
So haben sicher auch andere gedacht, denn es
wurden auch Blumen in das dunkle Loch gewor-
30
fen. Ich war froh über meine Blumen, die ich
dabei hatte. Ich nahm sie aus meinem Körbchen,
trat an das Grab und warf sie zögernd hinunter.
Irgendjemand zog mich vom Grab fort. Mit
einem letzten Blick zurück eilte ich nach Hause.
Es war nicht das erste und auch nicht das letzte
Mal, dass ich einen Verstorbenen begleitete. Es
war wie ein Drang, ich musste einfach dabei sein.
Ja, so war es wohl, es war meine Aufgabe von
Gott, diese Menschen zu begleiten.
Der Sommer kam ins Land und mein Zustand
von tiefer Traurigkeit hat sich etwas gebessert.
Wohl auch mit Hilfe der Medikamente, die ich regelmäßig
zu mir nahm.
Doch heute war wieder so ein Tag. Schon gestern
überfielen mich leichte Schwindelanfälle und
ich konnte nichts unternehmen. Heute Morgen
war es ganz schlimm und dann wieder diese Müdigkeit
und der Drang meiner Seele nach außen.
„Du kannst noch nicht fort von mir“, sagte ich
zu ihr. „Wir haben noch unsere Arbeit fertig zu
machen. Ich habe meine Arbeit mein ganzes Leben
zu Ende gebracht, so soll es sein.“
Mir war, als hätte sie mich verstanden, denn
die Müdigkeit ging über in eine leichte Trägheit.
31
Meine Glieder fühlten sich nicht mehr so bleischwer
an und der Schwindel in meinem Kopf
verschwand.
Nach einem Kaffee ging es mir noch etwas
besser. Ich muss hier raus, muss zum See, ich
muss die Kraft der Sonne fühlen, ich muss das
Leben spüren.
Ich konnte es kaum erwarten, die frische Seeluft
einzuatmen, meine Hände dem warmen Licht der
Sonne entgegenzustrecken, den feinen Sand unter
meinen Füßen zu spüren …
Meine Schritte wurden schneller und da endlich
war mein Platz, mein Baum, in dessen Schutz
ich mich so wohlfühlte.
Meine Hände strichen fast zärtlich über seine
raue, zerfurchte Rinde und es war mir, als würden
seine Blätter, die sich im Winde leicht bewegten,
mir freundlich zuwinken. Ich setzte mich, lehnte
meinen Kopf an seinen Stamm, schloss die Augen
und wieder geleitete mich mein Faden in die
ferne Vergangenheit.
Ich sehe meinen Bruder, der nun schon einige
Zeit bei uns wohnte. Ich sehe seine vor Angst geweiteten
Augen. Ich sehe Vati an der Tür stehen,
ich habe ihn noch nie so böse gesehen. Er zog
32
seinen Gürtel aus der Hose und dann packte er
meinen Bruder, legte ihn auf seine Knie, streifte
ihm seine Hose herunter und schlug mit dem
Gurt auf seinen nackten Po: … einmal, zweimal …
mein Bruder Franz schrie und weinte. Ich weinte
mit ihm, aber Vati schlug noch ein paar Mal zu
und stellte meinen Bruder dann auf den Boden.
Dieser weinte und wischte sich mit seinen Händen
die Tränen von den Augen, zog sich die
Hose wieder nach oben und verzog sich in die
Ecke.
Mutti war wie erstarrt, als könnte sie nicht
verstehen, was eben passiert war. Vati stand mit
dem Gürtel in der Hand noch einen Moment
auf seinem Platz, drehte sich um und ging
schimpfend zur Tür hinaus. Da erst machte Mutti
die paar Schritte, kniete sich zu meinem Bruder
und nahm ihn in die Arme. Ich weinte noch immer,
konnte es nicht fassen, was ich eben miterlebt
hatte. Mutti zog mich mit einer Hand zu
sich und so saßen wir eng umschlungen in der
Ecke, mein Bruder, Mutti und ich.
Ich spürte die Tränen, die meine Wangen nässten.
Diese Szene wird mich mein Leben lang begleiten.
Ich spüre die Hiebe, die auf meinen Bruder
niedergingen, als hätte ich sie am eigenen
Leib erfahren.
33
Erst viel später hat mir mein Bruder erzählt, was
passiert war. Es gab Kartoffelgulasch zu Mittag.
Mein Bruder mochte dieses nicht. Doch fünf
Jahre nach dem Krieg gab es immer noch sehr
wenige Lebensmittel und die Menschen hatten
Hunger. So war es schon ein Vergehen, etwas
nicht zu mögen oder den Teller nicht leer zu essen.
Noch schlimmer war es wohl in den Augen
von Vati, das eben Gegessene wieder heraufzuwürgen,
was mein Bruder getan hatte.
Es war ihm einfach schlecht geworden und er
hatte alles erbrochen. Vati, der drei Jahre in russischer
Gefangenschaft gewesen war und dort
wohl sehr harte Jahre durchleben musste, hatte
dies nicht verkraftet. Er, der nach seiner Rückkehr
nur aus Haut und Knochen bestand, verstand
nicht, dass ein kleines Kind das erbrach,
was für ihn so kostbar war, nämlich ein warmes
Essen.
Schläge mit dem Riemen waren für ihn, der so
viel Grausamkeit erfahren hatte, nichts Anstößiges
in der damaligen Zeit. Diese Ansicht musste
mein Bruder noch mehrmals erfahren und jedes
Mal weinte ich mit ihm. Je öfter ich weinen musste,
umso mehr liebte ich ihn und ich liebe ihn
noch heute.
34
Ich war noch keine sechs Jahre alt, als ich eingeschult
wurde. Der Schulweg war weit, wohl über
eine Stunde. Es war Herbst und noch dunkel,
wenn wir durch den Wald hinunter ins Tal und
von dort aus noch vier Kilometer bis ins Dorf
zur Schule gingen. Doch uns Kindern machte das
nicht so viel aus. Autos gab es damals fast keine
auf den Straßen, also musste keiner Angst haben,
überfahren zu werden. Ich mag mich erinnern,
der Doktor hatte ein Auto und ein paar Geschäftsleute.
Jedenfalls musste man schon reich
sein, um sich ein Auto leisten zu können, und
wer war schon reich zu der damaligen Zeit. Ja,
Militärautos von den Besatzungstruppen waren
manchmal unterwegs, dann noch einige Lastwagen
und natürlich der Autobus, der die Verbindung
zur Bahnstation herstellte.
Also, ich ging zur Schule. Es war schön in der
Schule und ich lernte gerne. Meine Lehrerin
35
mochte ich und je mehr Buchstaben ich lernte,
umso mehr Freude hatte ich am Lesen. Lesen
war mein ausgesprochenes Lieblingsfach und ich
konnte nie genug Lesestoff ergattern.
Ich las die Bücher aus der Klassenbibliothek,
ich las einfach alles, was ich zum Lesen fand. Sogar
das zerschnittene Zeitungspapier, das auf der
Toilette war, denn anderes Papier für die Toilette
gab es noch nicht, oder vielleicht doch – aber es
war einfach zu teuer. Für so etwas gab man kein
Geld aus, dafür hatte man zu wenig davon.
Im Frühling, ich war noch in der ersten Klasse,
zogen wir ins Dorf. Der Schulweg war nicht
mehr so weit. Wir wohnten eigentlich fast neben
der Schule. Ich hatte nun mehr Zeit für meine
Aufgaben und zum Lernen. Ich war eine
gute Schülerin und mein größter Wunsch war es,
so klug zu werden wie meine Lehrerin. Manchmal
durfte ich sie besuchen und ich war stolz darauf.
Es war in der vierten Klasse und unser neuer
Klassenlehrer war auch gleichzeitig der Direktor
der Schule. Er war sehr streng, aber gerecht. Ich
war und blieb eine der besten Schüler. Ich wollte
unbedingt aufs Gymnasium und dazu brauchte
es überdurchschnittliche Gesamtnoten. Ich hatte
36
diese und freute mich darüber. Doch das Schicksal
wollte es wohl anders.
Meine Mutti sagte, dass ich noch ein wenig
klein wäre für das Gymnasium und es darum besser
sei, wenn ich die Hauptschule besuchen würde.
Ich könnte ja später immer noch wechseln.
Ich wollte aber nicht später wechseln, ich wollte
von Anfang an mit dabei sein. Nun, Mutti versprach
mir, noch einmal darüber nachzudenken.
In der Nacht wurde ich vom lauten Reden in
der Küche aufgeweckt. Ich hörte Vati sagen:
„Warum soll sie aufs Gymnasium? Zum Arbeiten
braucht sie kein Studium. Wer soll das bezahlen?“
Dann sagte er noch: „Und wenn sie heiratet, war
sowieso alles umsonst.“ Ich zitterte in meinem
Bett.
Also durfte ich nicht lernen, weil ich ja einmal
heiraten würde und damit unnütz Geld verschwendet
wäre, das sowieso nicht vorhanden
war. Ich weinte mich in den Schlaf. Ich weinte,
weil wir arm waren, ich weinte über die Lüge,
dass ich zu klein für die höhere Schule sei. Ich
weinte, weil ich einfach weinen musste.
Ich verschloss dieses Wissen in meinem kleinen
Kinderherzen. Es war wohl der Anfang meines
Wegschließens von unliebsamen Ereignissen in
meinem Leben.
37
Von da an wollte ich nicht mehr lernen. Ich
machte meine Aufgaben nicht und ich schwänzte
die Schule. Ich machte fast alles, was man als
Kind nicht machen sollte. Es war eigentlich ein
Hilferuf, doch es war niemand da, der ihn hörte
und verstand. So waren auch meine Noten dementsprechend.
Dies wurde schon bemerkt, aber
mit dem Kommentar abgetan, dass ich doch zu
unreif für das Gymnasium gewesen wäre.
Diese Phase dauerte ein Jahr, dann hatte ich
genug von den schlechten Noten. Von da an
lernte ich wieder wie vorher. Irgendjemand hat
einmal geschrieben, was man im Kopf habe,
könne einem niemand mehr nehmen. Dieser Satz
wurde mein Leitsatz und begleitete mich mein
ganzes Leben.
Die Tage gingen vorbei, einer wie der andere. Durch
die Tabletten, die ich vom Arzt verschrieben bekam,
hatte ich keine Schmerzen mehr. Meine Depressionen
hielten sich in Grenzen. Manchmal nur
traten sie in Erscheinung. Dann dämmerte ich auf
dem Sofa im Wohnzimmer so vor mich hin, unfähig
auch nur irgendetwas zu tun. Meine Gedanken
waren aber immer da und auch meine Tränen.
War es Selbstmitleid? Diese Frage habe ich mir
schon so oft gestellt. War es das Alter? Ich denke,
38
für mein Alter habe ich mich gut gehalten. Wenn
nur diese bodenlose Traurigkeit weichen würde.
Sogar wenn ich lache, sitzt diese Trauer in meinen
Augen.
Meine Gesichtshaut trägt Spuren. Ich versuche
diese mit Creme zu mildern und hoffe, dass die
Schäden mit der Zeit wieder verschwinden. „Wie
eine Blume, die so langsam verwelkt“, denke ich.
Aber ich will noch nicht verwelken, ich möchte
leben, vielleicht auch noch einmal die Liebe erleben
dürfen. Welche Gedanken einem doch im
Kopf herumwirbeln …
Wie war das noch …? Es war vor einem Monat.
Ich hatte einen schrecklichen Tag. Die Augen
taten mir weh vom vielen Weinen. Die Tränen
rannen einfach, ob ich wollte oder nicht. Es
war wie bei einem lecken Wasserrohr. Ich musste
mich ablenken, irgendetwas tun. Also setzte
ich mich vor meinen Computer und fuhr ihn
hoch.
In meiner Mailbox war dann die Nachricht von
Meetic, sie haben eine Mail erhalten. Neugierig,
wer mir wohl geschrieben hat, mache ich die Mail
auf. Ich traute meinen Augen nicht und setzte
meine Lesebrille auf. Das Foto, das die Nachricht
enthielt, zeigte einen gut aussehenden Mann in
den besten Jahren.
39
Ich konnte es nicht glauben, dass dieser Mann
mir geschrieben hatte, aber da stand es schwarz
auf weiß. Er fragte, ob mein Bild, das er gesehen
habe, echt sei. Natürlich war es echt, wenn es
auch aufgenommen worden war, bevor ich krank
wurde. Ich las seine Nachricht zu Ende. Zuerst
hatte ich etwas Mühe, denn die Nachricht war in
Englisch und er gebrauchte Wörter, die nun wirklich
nicht mehr in meinem Wortschatz zu finden
waren. Also nahm ich mein Wörterbuch zum
Übersetzen zur Hilfe.
Ich konnte es einfach nicht glauben, dass
dieser Mann wirklich mich meinte. Er war um
einiges jünger als ich, schon damit hatte ich meine
Mühe. Ich dachte, dass dies sicher eine Verwechslung
wäre. Mein Herz begann zu klopfen
bei dem Gedanken, er könnte wirklich mich meinen.
Er hatte in dem Schreiben seine private Mailadresse
angegeben, mit der Bitte, wenn ich einsam
wäre, würde er sich freuen, eine Nachricht von
mir zu erhalten. Der Brief war so lieb und trotzdem
voller Power, dass ich ihm antworten musste.
Also schrieb ich ihm am nächsten Tag, sein
Brief hätte meine Seele berührt. Einen Tag lang
wollte ich glauben, dass seine Nachricht wirklich
mir gegolten habe, doch dann musste ich einse-
40
hen, dass ich wohl zu früh geboren war. Mein
Foto entspreche wirklich mir und sei drei Monate
alt. Jedenfalls wünsche ich ihm alles Gute und
eine liebe Frau, die zu ihm passe.
Etwas wehmütig, doch entschlossen verschickte
ich mein Mail. Die Antwort ließ nicht lange
auf sich warten. Sie war kurz und ich brauchte
dazu kein Wörterbuch. Er wollte wissen, was ich
fühlte, als ich dachte, seine Mail sei nicht für mich
gewesen. Nun, was sollte ich dazu schreiben?
Ich beschloss, ehrlich darauf zu antworten. So
entstand eine tiefe, seelische Verbindung, die nun
schon einen Monat Bestand hat. Jeden Tag bekomme
ich eine Nachricht und jeden Tag geht
eine zurück. Es sind Tausende Kilometer zwischen
uns und doch haben sich unsere Seelen gefunden.
Es ist, als hätte mir Gott ein Zeichen gegeben,
als hätte er mir damit zeigen wollen: „Du
bist nicht allein.“
Wie diese Verbindung weitergehen oder enden
wird, das weiß Gott allein. Ich jedenfalls weiß,
dass ich noch nie im Leben solche Briefe erhalten
habe; so voller Liebe und Ausdruckstärke, so voller
Romantik. Bisher habe ich solches nur in Filmen
oder Büchern erlebt und nicht gedacht, dass
ein Mann solche Worte denken und auch schreiben
kann.
41
Ich bin wohl etwas naiv und sehr romantisch,
aber auch nicht dumm. Natürlich machte ich mir
so meine Gedanken über diesen Mann. Es wäre
durchaus möglich, dass seine Motive nicht so
gänzlich bedenkenlos der Wahrheit entsprechen.
Es könnte durchaus sein, dass er andere Ziele
damit verfolgt. Zu viel wurde davon schon in den
Zeitungen und anderen Medien berichtet. Von
Frauen, die auf solche vermeintlich echt klingenden
Worte hereingefallen sind und viel Geld dabei
verloren haben.
Doch solange ich keinen Beweis für einen
Missbrauch seinerseits habe, werde ich seine
Briefe lesen und beantworten.
Ich habe nichts zu verlieren. Ich habe kein
Geld, das ich weitergeben könnte, auch wenn ich
wollte. Alles, was ich hatte, wurde mir genommen
oder ging sonst wie verloren. Ich habe nur die
Hoffnung und diese stirbt bekanntlich zuletzt.
Ein erfreuliches Ereignis fand auch noch statt.
Es überstrahlte mein Denken und meine Gefühle.
Mein Sohn Gregory kaufte in der Nähe seines
Hauses eine neue Eigentumswohnung. Ich darf
dort zur Miete wohnen, zu den gleichen Konditionen
wie in meiner alten Wohnung. Ich darf
mir die Möbel nach meinem Geschmack aussuchen,
auf seine Kosten.
42
Das ist ein unglaubliches Geschenk, doch eines,
das Wirklichkeit ist und kein Traum. Schon im
Sommer kann ich in mein neues Heim einziehen
und hoffen, darin einen Neubeginn zu starten.
I
ch darf vor allem hoffen, dass ich endlich
wieder Wurzeln schlage und meine Suche nach
Wärme und Geborgenheit ihr Ende findet, die
Ruhelosigkeit und Einsamkeit von mir weicht.
Ich lerne, wieder fröhlich zu sein und die positiven
Seiten des Lebens zu leben.
Der Gedanke an meine Arbeit macht mir
Angst. Diese Angst ist wie ein großes Ungeheuer,
das in mir hochkriecht und mir keinen Raum zum
Atmen lässt. Schon der Gedanke allein lässt mich
erschauern. Ich war zweimal, seit Beginn meiner
totalen Auszeit, in meinem Büro. Ich musste meinen
Kollegen einige wichtige Details meiner Arbeit
erklären.
Schon nach einer Viertelstunde war ich
schweißnass und die Beklemmung in meinem
Herzen zum Zerreißen. Der Trubel und vor allem
der raue Umgangston zerrten an meinen
Nerven. Ich war sehr erleichtert, als ich nach einer
halben Stunde den Ort meines bisherigen
Schaffens verlassen konnte: Kein Wort der Anteilnahme,
keine noch so kleine, menschliche
43
Geste des Bedauerns von meinen sogenannten
Kollegen erreichte mein Ohr.
Der Mensch ist eine Nummer, ich bin eine Nummer,
und wenn eine Nummer so oder so nicht
mehr funktioniert, ist sie unbrauchbar für die
Firma geworden. Ich denke, wenn ich jetzt wieder
in meinen Wirkungskreis eingegliedert würde,
wäre der nächste Schritt seitens meiner Firma
meine Entlassung. Geld ist alles, was das Management
interessiert, und Geld könnten sie mit meiner
Entlassung vielleicht sparen. Es gibt immer
einen Weg, die Leistung eines Mitarbeiters anzuzweifeln.
Es wäre die totale Auslieferung – und
auch der letzte Rest von Eigenliebe, die ich in der
letzten Zeit wieder aufgebaut habe, würde für
immer verloren gehen. Mein Stolz, mich trotz allem,
was ich erlebt habe, mit einiger Würde über
Wasser gehalten zu haben, wäre unwiederbringlich
dahin.
Wird es so enden …?
Zu dem Kummer, der wie eine Eiterbeule in mir
wühlt, kommt nun auch noch die Existenzangst
hinzu. Wie soll ich arbeiten, da mir bei der geringsten
Belastung schon die Tränen kommen?
Es mich friert, und ich gleichzeitig Schweißaus-
44
brüche bekomme? Der Magen sich zusammenkrampft,
und ich mich so hilflos fühle?
Wie eine Maus, die gebannt vom Blick der
Schlange ihren Tod erwartet. Wie konnte es nur
so weit mit mir kommen? Ich habe doch bisher
alles gemeistert.
Doch das letzte Jahr war wohl zu viel für meine
angegriffenen Nerven. Ich möchte es mir von
der Seele schreiben …
Es war ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag. Das
Telefon klingelte, wie so oft. Ich nahm den Hörer
ab, meldete mich und dann …, am anderen Ende
war die Polizei.
„Sind sie die Mutter von Antony?“, fragte die
Stimme. „Ja das bin ich, was ist mit Antony?“ Ich
spürte, wie in mir die Angst hochkroch, mein
Herz krampfte sich zusammen. Der Polizist sagte
etwas, ich verstand ihn nicht. Er wiederholte es:
„Wir haben ihren Sohn festgenommen, bei einer
Razzia. Er braucht Kleider und Wäsche, Zahnbürste,
Zahnpasta und Rasierapparat. Sie können
es bei uns vorbei bringen.“ „Wohin soll ich es
bringen?“, antwortete ich. Er gab mir den Polizeiposten
an.
Ich war wie gelähmt. Ich hatte nur den einen
Gedanken: Da konnte ich nie und nimmer hingehen!
45
Ich konnte nicht und ich wollte auch nicht.
Antony, was hast du nur getan? Die Gedanken
rasten durch meinen Kopf. Wieder hörte ich die
Stimme des Polizisten. „Ist das in Ordnung für
sie?“ „Nein, es ist nicht in Ordnung. Ich werde
nicht kommen. Ich werde keine Kleider hinbringen,
ich werde überhaupt nichts bringen“, stammelte
ich ins Telefon. „Ich kann meinen Sohn
nicht sehen. Ich kann ihm nicht in die Augen sehen.
Nein, das können sie nicht von mir verlangen.“
Der Polizist sagte noch etwas wie, er könne
mich verstehen, grüßte und legte den Hörer auf.
Ich weiß nicht, wie lange ich mit dem Hörer in
der Hand da saß. Ich konnte nicht denken, ich
fühlte nur Schmerz und dieser Schmerz schien
mich erdrücken zu wollen. War das der Tod? Ich
spürte die Tränen nicht, die meine Wangen herunterliefen.
Ich wollte aufstehen von meinem Stuhl
und konnte es doch nicht. Ich spürte meine Beine
nicht. Irgendwann habe ich dann doch den Hörer
zurück aufs Telefon gelegt.
Nur nichts anmerken lassen, nur keine Fragen
beantworten müssen. Ach Antony, wie weit musste
es mit dir kommen? War es das, was du aus
deinem Leben machen wolltest?
Was hattest du doch für Träume und jetzt? Wo
sind deine Träume? Belogen hast du mich, deine
46
Mam, immer wieder belogen. Ich habe so fest an
dich geglaubt; so fest darauf vertraut, dass du
dein Leben wieder in den Griff bekommst. Nun
sitzt du in Untersuchungshaft und ich kann dir
nicht helfen. Ich kann die Angst und die Verzweiflung
nicht in deinen Augen sehen, es bricht
mir das Herz.
Oh mein Antony, du wirst es nicht verstehen,
du wirst dich ganz allein und verlassen auf dieser
Welt fühlen, aber vielleicht fühlst du meine Gedanken
und meinen Schmerz. Vielleicht rüttelt er
dich auf. Vielleicht hilft dir meine Schwäche, deine
Stärke zu finden. Die Gedanken rasten durch meinen
Kopf, erdrückten mich schier …
Zitternd wischte ich mir die Tränen ab, schaltete
meinen PC aus und sagte meiner Kollegin,
ich müsse weg. Dann ging ich zu meinem Vorgesetzten
und auch ihm sagte ich, dass ich dringend
weg müsse. Ich konnte meine Tränen nicht verbergen,
und als er fragte, was los wäre, sagte ich
nur, ich würde es ihm später erklären. „Ist in
Ordnung“, war seine knappe Antwort und schon
war ich bei der Türe draußen.
Die Tränen kamen wieder stärker und gesenkten
Hauptes ging ich den Gang hinunter. Nur
niemandem begegnen, nur niemanden meine
Tränen sehen lassen. Fast wäre ich auf der Trep-
47
pe gestolpert. Im letzten Moment konnte ich
mich am Geländer festhalten.
Meine Beine waren wie aus Watte. Irgendwie
bin ich aus dem Haus gekommen und war bei
meinem Auto. Ich spürte nicht den Regen, der
ziemlich stark herniederfiel. Ich spürte nur die
Kälte, die nun von meinem ganzen Körper Besitz
ergriff. Ich sperrte mein Auto auf, setzte mich auf
den Sitz und weinte. Ich zitterte am ganzen Körper,
ob der Kälte und dem Schmerz, der in meiner
Seele saß. Meine Gedanken und meine Lippen
fanden nur das eine Wort: „Antony.“
Wie ich nach Hause gekommen bin, weiß ich
nicht mehr. Ich funktionierte wie eine Marionette.
Mein Herz war tot, meine Seele war tot, weggespült
mit meinen Tränen. Ich legte mich auf
die Couch im Wohnzimmer, schloss meine müden,
tränenschweren Augen, um mich hinübergleiten
zu lassen in das Tal des Vergessens. Ich
wollte nicht mehr denken, ich wollte nur noch
Ruhe und Frieden. „Oh Gott, siehst du nicht, wie
ich leide?“
Dies waren meine Gedanken, bevor ich total
erschöpft einschlief.
Von diesem Tage an war ich nicht mehr derselbe
Mensch. Ich tat meine Arbeit wie immer oder
auch nicht. Jedenfalls war es mir nicht bewusst.
48
Ich verdrängte die Gedanken an Antony, was mir
nicht so ganz gelang. Jedenfalls versuchte ich mich
abzulenken, um nicht wieder in diesen Schmerz zu
versinken. Ich versuchte das Ganze in mir zu verdrängen.
Doch mein Geheimschrank von Vergessenem
oder Verdrängtem war wohl schon übervoll
und ließ sich daher schlecht schließen. Jedenfalls
kam das Eine oder Andere wieder häufiger in
meine Erinnerung. So kam es, dass ich immer öfter,
wie es schien grundlos, in Tränen ausbrach. Es
war nicht kontrollierbar.
Vierzehn Tage später läutete es an der Wohnungstür.
Ich machte auf und Antony stand da.
Wir sahen uns einen langen Augenblick an, dann
nahm ich ihn wortlos in die Arme. Er war und ist
mein Sohn. Wie heißt es in der Bibel: Denen, die
dir am meisten Schmerzen zufügen, muss deine
ganze Liebe gehören, denn sie brauchen sie am
meisten. Das war an einem Freitag. Am darauffolgenden
Montag brachte ich ihn in die Klinik
zum Entzug, er hatte sich dort von der Untersuchungshaft
aus angemeldet.
Für einen kurzen Moment war ich beruhigt.
Der Schmerz überkam mich weniger oft und somit
flossen auch keine Tränen. Ich lebte wieder
mein Leben. Sonntags besuchte ich Antony in
der Klinik. Wir redeten über dies und das, auch
49
über seine Probleme. Durch die Therapie war er
viel ruhiger und selbstbewusster geworden und
es schien, als würde nun alles gut werden.
Doch es war nur eine kleine Verschnaufpause.
Nach etwa acht Wochen kam ein Telefonanruf
von Antony, er sei in St. Gallen bei einer Freundin.
Er würde zu mir kommen und mir alles erzählen.
Da war er wieder der Schmerz und die
Angst. Sie hielten mich in ihren Klauen fest, es
gab kein Entkommen.
Antony kam und erzählte mir, er habe in Wil
eine Freundin gefunden. Sie wäre auf der gleichen
Station gewesen und so hätten sie sich näher
kennengelernt. Vor einigen Tagen wären sie
zusammen im Zimmer überrascht worden. Da
eine Beziehung in der Klinik verboten sei, musste
einer die Klinik verlassen. Nun, sie gingen beide.
Er sagte, von jetzt an würde alles gut werden. Seine
Freundin würde ihm dabei helfen. Ich war gar
nicht so überzeugt und sagte es ihm auch, doch
er wischte alle Bedenken beiseite. Er wollte bei
der Freundin wohnen und mit ihr ein neues Leben
beginnen. Nun, was sollte ich tun? Ich konnte
nicht mehr tun, als ihm alles Gute wünschen.
Die Tage vergingen. Antony telefonierte des Öfteren
mit mir und es schien dieses Mal gut zu gehen.
Doch drei Wochen später stand er wieder vor mei-
50
ner Tür, mit Gepäck. Er war nicht mehr so gut
drauf und ich hatte den Verdacht, dass er wieder
abgerutscht sei. Er erzählte mir, der Exfreund von
seiner Freundin sei wieder aufgetaucht und er fühle
sich überflüssig, ob er bei mir wohnen könne.
Ich sagte ihm: „Natürlich kannst du eine Zeit lang
bei mir wohnen, aber ohne Drogen.“ Er versicherte
mir, er nähme bestimmt nichts.
Seine Fahrigkeit und Nervosität, auf die ich ihn
angesprochen hatte, würden von Medikamenten,
die er vom Arzt verschrieben bekommen hatte,
kommen. Ich wollte ihm glauben und konnte es
doch nicht. So lebte ich mit ihm, in einer Angst
und immer wiederkehrenden Sorge um ihn.
Wenn ich nach der Arbeit nach Hause kam und
er nicht da war, kroch die Furcht in mir hoch und
verging erst, wenn er durch die Türe kam. Er
wurde immer nervöser und rastloser. Ich ertappte
mich dabei, wie ich seine Sachen durchsuchte,
um einen Beweis seines Rückfalls zu entdecken.
Ich fand aber nichts, außer seinen, wie er sagte,
vom Arzt verschriebenen Medikamenten.
Einmal kam er nach Hause, das Blut lief ihm aus
einer Kopfwunde, er hatte Schrammen auf der
Stirn und an den Händen. Er sagte, er sei mit dem
51
Fahrrad gestürzt. Ich glaubte ihm nicht so ganz.
Am nächsten Morgen, es war an einem Samstag,
sah ich ihn aus dem Bad kommen. Der ganze
Rücken war verschrammt und in der Nierengegend
hatte er durchgehend blaurote Flecken. Nun
wusste ich es mit Sicherheit, Antony war nicht mit
dem Fahrrad gestürzt.
Was hatte man ihm nur angetan? Ich habe ja
schon einiges gelesen und Filme angesehen und
mich so in etwa über die Drogenszene informiert.
Doch das ist nicht dasselbe, als wenn
man selber davon betroffen ist. Antony ist mein
Sohn, mein Fleisch und Blut, und er wird es immer
bleiben. Ich durchlebte seine Angst und
sein Grauen, als diese Tat an ihm begangen
wurde. Ich sprach ihn nicht darauf an. Ich erwähnte
nicht die blutunterlaufenen Flecken im
Nierenbecken, nicht die Schrammen auf seinem
Rücken. Ich wusste, er würde nichts sagen,
schon um mich zu schützen. Er wusste, ich würde
zur Polizei gehen und alles zur Anzeige bringen.
Vierzehn Tage nach diesem Vorfall wurde Antony
von einem Auto angefahren, als er mit dem
Fahrrad unterwegs war. Ich konnte meine Angst
52
nun nicht mehr unterdrücken und auch er hatte
Angst. An diesem Abend erzählte er mir, er wollte
nicht mehr leben.
Er wollte von der Eisenbahnbrücke springen,
konnte es aber dann doch nicht. Stattdessen hätte
er sich wieder in der Klinik angemeldet. In welcher
Not er sich damals befunden hat, kann ich
nachvollziehen. In welcher Not ich mich befand,
das wusste niemand. Ich musste stark sein, musste
ihm für die paar Tage, die er noch bei mir war,
Halt geben. Er war sehr nervös und gereizt. Die
Medikamente vom Arzt nützten wenig. Ich war
froh, als seine Sachen gewaschen und verpackt
waren, und wir am Montag in die Klinik fuhren.
Der Abschied an der Kliniktür war kurz. Ich
denke, auch er war froh, wieder hinter sicheren
Mauern zu sein. Sechzehn oder vielleicht siebzehn
Jahre dauert jetzt schon dieser Kampf.
Ich war die Einzige in der Familie, die ihm wirklich
zur Seite stand, wenn es ihm schlecht ging; wo
er schlafen konnte und zu essen hatte und ein wenig
Geld für Zigaretten bekam. Doch die letzten
beiden Jahre übertrafen alles Vorherige. Nie zuvor
war er so weit unten gewesen. Ich bete zu Gott,
dass der ihm die Kraft gibt, die er so nötig braucht.
Ich fühlte mich müde und ausgelaugt. Meine
Kräfte schwanden von Tag zu Tag. Wenn ich am
53
Morgen mein Gesicht betrachtete, bekam ich das
Grauen. Die Augen waren glanzlos, der Teint
bleich und ich hatte Schatten unter den Augen.
Ich bekam Schmerzen in allen Gliedern.
Sie wanderten von den Gliedmaßen in den
Magen. Ich wurde immer öfter von Übelkeit und
Erbrechen geplagt, hatte Schmerzen in der Brustgegend,
als wollte mein Herz nach draußen springen.
Als ich Schmerzen in der Gegend der Bauchspeicheldrüse
bekam, ging ich zum Arzt. Er untersuchte
mich gründlich, machte einige Bluttests,
die er ins medizinische Labor schickte. Die Tests
waren alle in Ordnung, doch die Schmerzen blieben.
In der Firma sprach mich mein Chef darauf
an. Es sei ihm aufgefallen, dass ich schon längere
Zeit schlecht aussehe, ob ich krank sei. Ich sagte
ihm, dass ich in ärztlicher Behandlung sei, jedoch
noch nichts herausgefunden wurde. Mein Arzt
meinte, vielleicht sollte ich noch eine Magenspiegelung
machen, damit wir ganz sicher seien.
Dazu kam es aber nicht mehr.
Es war an einem Vormittag, Mitte April. Ich
war bei meiner Arbeit. Ich weiß nicht, was genau
die Ursache war. War es der Lärm? War es der
raue Ton, der oftmals zwischen den Mitarbeitern
herrschte? Eines jedoch war sicher, ich konnte
54
nicht mehr. Ich, die für die Arbeit gelebt hatte, die
immer Kraft in der Arbeit fand, ich konnte nicht
mehr meine Arbeit tun. Ich fuhr meinen PC herunter,
sagte zu meinen Kollegen, ich müsse zum
Arzt und ging. Ich hatte keine Kraft mehr, ich
wollte einfach von nichts mehr etwas wissen. Ich
war müde, so müde, und voller Schmerzen.
Beim Arzt sind meine Nerven dann zusammengebrochen.
Ich war nur mehr ein Bündel
Elend, das sich in Tränen auflöste. Mein Arzt ließ
mich einige Zeit weinen. Er reichte mir mehrmals
ein frisches Papiertuch. Er meinte, ich sei
ausgebrannt, verbraucht und leer. So wie dies
nicht von heute auf morgen geschehen sei, so
bräuchte es auch seine Zeit, bis ich wieder Kraft
aufgebaut hätte. Ich müsse lernen, wieder mehr
auf mich zu achten. Fast wäre ich zu spät gekommen.
Er gab mir Medikamente zum Schlafen und
für die Schmerzen. Ich, die ich eigentlich Selbstheilung
oder Naturheilmittel vorziehe, kann mein
Leben derzeitig nur mit Hilfe dieser Medikamente
ertragen. Ich habe es vor Kurzem getestet. Es
ging keinen Tag lang, die Depressionen haben
mich noch immer im Griff. Zu groß waren mein
Kummer, meine Angst und meine Sorgen. Ich
frage mich manchmal, warum ich eigentlich noch
55
auf dieser Welt bin. Wie viel muss ein Mensch ertragen,
bis sein Soll erfüllt ist?
Es vergingen die Stunden, die Tage, Wochen
und dann waren es Monate. Mein Zustand ist im
Moment, wie man so schön sagt, stabil, doch das
täuscht. Der Druck in meiner Brust war etwas
leichter geworden, aber noch immer spüre ich
ein leichtes, schmerzhaftes Ziehen in der Gegend
meines Herzens. Dort, wo angeblich der Sitz unserer
Seele ist. Ich denke nicht, dass ich in meinem
jetzigen Zustand für den Arbeitsprozess tauge. Ich
würde den Stress nicht lange durchstehen. Und
Stress entsteht, wenn einen die Arbeit überfordert.
Ich liebte meine Arbeit in der Spedition: das
Kontrollieren der Eingangsrechnungen, die Vorbereitung
der Abrechnungen für die Frächter, die
Eingangskontrolle der WAB, die Arbeit mit DPD
und der Post sowie alle anderen administrativen
Arbeiten, die durch mich erledigt wurden. Diese
Arbeiten sind nun auf eine Personengruppe verteilt.
Was neu dazu gekommen ist, ist der Schalterdienst.
Ich wäre wirklich überfordert, wenn
plötzlich sechs bis zehn Fahrer am Schalter stehen
würden und jeder so schnell wie möglich abgefertigt
werden müsste.
Da sind die Papiere für Inlands-Sendungen,
dazwischen befinden sich aber auch Zollpapiere
56
für den Export. Manchmal liegen über zehn verschiedene
Sendungen von einem Fahrer auf dem
Schreibtisch. Die Papiere müssen kontrolliert und
zur weiteren Bearbeitung in die richtigen Fächer
abgelegt werden.
Für diese Arbeit benötigt man gute Augen und
diese habe ich im Moment nicht mehr. Schon der
kleinste Fehler kann großen Ärger nachsichziehen.
Schon der Gedanke allein verursacht mir
Magenschmerzen; wohl auch deswegen, da ich
mich momentan nicht in der Verfassung fühle, einem
solchen Tempo standzuhalten. Ich fürchte
mich regelrecht davor, mir sagen zu lassen, ich
wäre für die Firma nicht mehr tragbar. Wenn ich
es aus der Perspektive der Firma betrachte,
stimmt es aber doch. Kein Betrieb ist schnelllebiger
als eine Spedition und in keinem Job wird den
Angestellten mehr Fachwissen und Flexibilität
abverlangt als in einer Spedition.
This page has the following sub pages.
Liebe Renate
Du hast eine so unbeschreiblich tolle Art, deine Gedanken auf Papier zu bringen, einfach herrlich. Alles aus dem Leben gegriffen, aus deinem Leben. Ja, schreiben ist eine sehr gute Möglichkeit seine Seele von allmöglichem Ballast zu befreien.
Ich schreibe auch an meinem zweiten Buch, es ist fast fertig (ich suche diesmal einen anderen Verlag). Nicht über mein Leben und meine Erfahrungen schreibe ich, sondern über Themen, die eher hinter vorgehaltener Hand besprochen werden, aber das weißt du ja 😉
Ich wünsche dir recht viel Erfolg und eine große Leserschar.
Bei mir hats auch weit über ein Jahr gedauert, bis die breite Masse sich für mein Buch interessierte. Inzwischen wird es in vielen Buchläden und übers Internet auch im Ausland verkauft, dabei habe ich darin ein Thema nur angeschnitten, das As habe ich ja noch im Ärmel und ich bin froh, dass ich es bisher noch nicht veröffentlicht habe.
Ich habe mit dem ersten Buch leider einiges falsch koordiniert und auch mit dem ganzem Drum und Dran bin ich recht unzufrieden (dazu später mal mehr). Ich hoffe, dass ich beim zweiten Anlauf andere Resultate erziele.
LG Martina
Liebe Martina, da haben sich ja zwei Gleichgesinnte getroffen. Ich wünsche Dir auch viele Gute Ideen für Dein Buch. Morgen werde ich einmal einen Rundumbesuch auf den Blogs machen, die ich nun kenne. Ich freue mich schon darauf, zu sehen wie Du und auch andere unserer Freunde Ihren Blog gestaltet haben. Ich kann ja nur lernen.:) Liebe Grüsse Renate
Hallo Renate ich bin grade über Klaus Brannhoff (Facebook) auf Deine Seite gekommen und habe angefangen zu lesen.Es ist so fesselnd,daß ich wirklich mit dem Gedanken spiele,mir das Buch zu kaufen……..ich würde gerne noch weiterlesen hier aber das muß warten.Und wen treffe ich hier bei Dir ? Meine liebe WL Freundin Martina 🙂 Liebe Grüße an Euch beiden also….Elke
Liebe Elke
Danke für Deinen Besuch auf meiner Seite. Ich freue mich sehr, dass Dir meine Geschichte gefällt.
Mein erster Band wird im Wagner-Verlag.de bis spätestens Ende Mai zu kaufen sein. Ich sollte in
den nächsten Tagen mein Ansichtsexemplar per Post bekommen.
Danke!
Alles Liebe v, Renate
Habe Deine Mail in einen Extra Ordner gelegt,damit ich sie auf jeden Fall wiederfinde 😉
Hey Elke, freut mich dich hier zu treffen, alte Leseratte 😉
Danke für den Gruß.
Ja ich werde mir das Buch von Renate auf jeden Fall kaufen!
LG auch an dich
Martina
Wunderbar zu lesen, viel Glück mit Deinen Büchern! L.G.CH.
Danke liebe Christa. Uebrigens habe ich heute mein Musterbuch von Band 1 bekommen. Es ist wunderbar sein erstes Buch in den Händen zu halten. Ich weiss, Du kannst mich verstehen.
L.G. Renate
Als Kenner des Buches kann ich nur sagen: Man sollte es gelesen haben!
Hier treffen Ehrlichkeit und Offenheit auf Spannung und guten Stil. Das Leben einer starken Frau, die voller Mut auch Wellentäler hinter sich ließ und nie unterging.
Feine Sache, Renate.
Viele Grüße,
Michael
Hallo Michael, ich danke Dir von Herzen für Dein Lob. Ich nehme Deine Worte sehr ernst, und werde mich bemühen, auch meinen dritten Band in diesem Label zu halten. Ich habe mich bei http://www.neobooks. com angemeldet. Ich freue mich sehr, dass Du Gavol nun dem Leser freigegeben hast. Wie ich gesehen habe, ist der dunkle Engel sogar gratis zum download. Finde ich super!
Liebe Grüsse Renate
Liebe Renate,
ich bin beeindruckt, wie du dies alles so niederschreiben kannst.
Ich habe ähnliches erlebt wie du, sollte ein Tagebuch schreiben und konnte es nicht weil mir die richtigen Worte fehlten.
Ich bewundere Dich und wünsch dir, dass das Buch eine große Leserschaft erreicht und ein Erfolg wird.
Liebe Grüße Petra
Liebe Petra,
Danke für Deine guten Wünsche. Ich wünsche es meinem Buch auch, denn es ist der Wegbereiter für mein zweites und sozusagen, auch für meinen dritten Band. Vielleicht fängst Du doch noch an, einige Geschichten aus Deinem Leben aufzuschreiben. Ich bin Gott dankbar, dass er mir diese Gabe mitgegeben hat. Wie Du ja sicher gelesen hast, lebte schon immer mein Wunsch zu Schreiben in mir. Jetzt da ich pensioniert bin, habe ich die Zeit dazu.
Herzliche Grüsse
Renate
Ich war heute im Thalia Buchladen und wollte mir Dein Buch kaufen,leider haben sie es nicht auf Lager und müssen es anfordern aber morgen schon kann ich es abholen.Nun bin ich aber grade etwas überrascht weil Du hier auf der Seite weiter oben etwas von einem dritten Band geschrieben hast.Im Buchladen hatten sie aber nur ein Buch von Dir anzubieten………kannst du mir da weiterhelfen ? GLG Elke
Liebe Elke
Das freut mich, dass Du mein Buch kaufst. Danke! Nun, ich habe auch das zweite Buch schon fertig geschrieben. Habe auch schon einen Folgevertrag dafür. Doch den habe ich noch nicht unterschrieben. Es ist eine Kostenfrage.
Doch wenn Du den ersten Band hast, kannst Du die ersten 80 Seiten hier weiterlesen,
ich habe es hier eingestellt. Band 2 ist noch nicht lektoriert. Doch es wird sich inhaltlich nichts daran ändern. Auch im ersten Buch wurde kein Wort, kein Satz umgeändert.
Wenn ich das Geld zusammen habe, werde ich den zweiten Band fürs Lektorat freigeben.
Es tut mir leid, doch ich hoffe, dass es Dir trotzdem Freude macht, mein Leben zu lesen.
In der zwischenzeit werde ich auch meinen dritten Band zu Ende schreiben. Ich denke, dass dieser dem zweiten Band auf schneller folgen wird. Er knüpft ja direkt an den zweiten an.
Meine Idee war es eigentlich, dass Band 1, Band 2 finanziert und so weiter.
Es grüsst Dich recht herzlich, … Renate
Ja ich bin auch schon ganz neugierig.Außerdem wird es Zeit,daß ich mal weniger vorm Laptop und wieder mehr mit Büchern sitze;-) Ich habe früher sehr viel gelesen !!!! Ist es zu indiskret,wenn ich Dich frage,wieviele Bücher gedruckt bzw verkauft wurden ? Bei meiner Bestellung heute sagte man mir,daß nur 3 vorrätig wären aber ich sicher eines morgen bekommen würde.Meine Frage ist einfach nur so interessehalber,wie viele Bücher müssen gemacht werden um sie in den Verkauf zu bekommen usw…….ich bin wieder mal sehr wissbegierig,sorry 😉
Liebe Elke, Es wurden 2000 Bücher für die Erstauflage gedruckt. Ich hoffe, dass die so schnell wie möglich verkauft werden.Wie viele schon verkauft wurden, kann ich Dir nicht sagen. Das geht alles über den Verlag. Doch werde ich es bestimmt inne, wenn ein Nachdruck erfolgt. Es ist normal, dass Buchläden zwischen drei und fünf Bücher vorrätig haben. So ist die Gefahr, dass sie darauf sitzen bleiben, nicht so gross.:) Was ich ja nicht hoffe. Nun wie auch immer, ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Lesevergnügen.
L.G. Renate
Hallo Renate vielen Dank für die Antworten.Ich freue mich schon sehr aufs Lesen und wenn ich mein Buch in der Hand halte nachher,werde ich anschließend einen kleinen Blog dazu machen mit Hinweis auf Deine Seite ,denn hier bekommt man doch noch mehr Infos zu dem Buch als über eine Internet Buchhandel Seite 🙂 wenn es für Dich ok ist ?! LG Elke
Liebe Elke, ich bin eben dabei wieder einmal durch meine Seiten zu wandern und einige Tweet raus zuschicken. Da habe ich doch bemerkt, dass ich Dir keine Antwort gegeben habe. Ich weiss, ich habe meine Buch auf Deiner Seite gesehen. Es hat mir grosse Freude gemacht und ich habe mich auch bedankt bei Dir auf Deinem Blog. Ich musste mich etwas aus dem Internet zurück ziehen. In all den Monaten kam ich nicht mehr dazu, an meinem dritten Buch zu arbeiten. Beides geht einfach nicht. Ich weiss, dass das Interesse an meinem Blog leidet, wenn ich hier nicht arbeite. Doch ich muss mich entscheiden, will ich mein drittes Buch fertig stellen. Das zweite Buch werde ich sehr wahrscheinlich in dieser Woche für das Lektorat freigeben. Ich hoffe, dass es dieses Mal nicht solange geht, bis es fertig gestellt ist. Jetzt wünsche ich Dir eine schöne Zeit. Vielleicht können wir im Messenger einmal uns unterhalten.
Herzliche Grüsse, Renate
Hallo Renate ja ich kann mich erinnern daß Du auf dem Blog warst und Dich bedankt hast 😉 Aber ich denke auch wenn Du mal ne zeitlang nicht hier bist,kommt immer mal jemand vorbei und hinterläßt ein paar Zeilen,so daß immer wieder Infos und Hinweise auf den Blog kommen und dann geht man auch gucken und läßt vielleicht nen Gruß für Dich da.Und für mich biste eh nicht aus der Welt,da ich ja schon auf Teil 2 warte,lach.Außerdem haben wir ja auch noch Facebook 😉 Ganz liebe Grüße an Dich und auch Dir eine schöne Zeit…Elke