Testleser-Exemplar
Rückblick auf mein Weg zurück
Am Anfang meiner Wanderung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, war ich zum tiefsten Punkt vom Meer der Tränen abgetaucht. Ich spürte den Grund und der bot mir Widerstand. Kraft zum Überlegen, ob ich den Aufstieg wagen sollte, hatte ich nicht. Doch mein Wille zu leben war schließlich grösser, als mein Wunsch mich aufzugeben und zu sterben. Dank
meiner Familie, die mir ihre ganze Liebe zeigte, und dank meiner Freunde die mich an ihrem Leben teilhaben ließen, fand ich den Weg zurück in mein Leben.
Ich überwand Schritt für Schritt den steinigen Aufstieg. Jeder Stein des Weges, jede Rille und den Abgrund, den es zu überwinden galt, war ein Teil meines Lebens. In meiner Wanderung durchlebte ich noch einmal den Schmerz, doch
auch die Freude, die ich erfahren durfte. Ich lernte die Erkenntnis zu respektieren, dass allein die Zeit, in die ich hineingeboren wurde, mein Leben bestimmte. Was ich mitnahm auf den Weg zurück ins Leben, war die Liebe. Die Liebe meiner Mutter, die mir Geborgenheit gab und mir Vertrauen schenkte. Die mich lehrte zu lieben und zu verzeihen.
Ich verstand, dass ihre Handlungen nicht immer dem entsprachen, was sie eigentlich wollte. Denn das was man möchte und das, was möglich ist zu tun, reicht nicht immer zum Glück des Betreffenden.
Heute sehe ich die Grenzen, die ihr gesetzt waren. Ich verstehe auch meinen Vater, der mich und meinen Bruder groß gezogen hat, obzwar wir nicht sein eigen Fleisch und Blut waren. Er hat uns geliebt und es war kein Unterschied in seiner Liebe,
zwischen seiner eigenen Tochter, unserer kleinen Schwester und uns. Seine Seele war gezeichnet durch die Jahre des Krieges. Seine Reaktionen, Manchmal ausgelöst durch Kleinigkeiten, oftmals schmerzhaft, doch seine Liebe war immer vorhanden. Er liebte unsere Mutter mit Herz und Seele und so betrachtet waren sie eins. Was sie uns mitgaben war, Ehrlichkeit, Anstand
und Liebe. Obzwar sie selbst Manchmal die Lüge bevorzugten, geschah es doch in der Meinung, dass es für uns
leichter sei, als mit der bitteren Wahrheit zu leben. An die Folgen, die diese Notlügen nach sich zogen, dachte wohl Niemand.
Was mein Arbeitsleben anbelangt, war ich schon sehr früh erwachsen. Denn zum Arbeiten war ich erzogen worden. Doch ansonsten war ich ein Kind geblieben und bin es zum Teil auch heute noch. Naiv und vertrauensvoll glaubte ich so Manches und stolperte so, von einer Falle in die Nächste. Ich war ein Kind, unerfahren und nicht aufgeklärt, als ich meine erste große Liebe kennen lernte und ich wurde auch in meiner Ehe nicht wirklich erwachsen. Mein Mann und ich waren wohl Beide zu jung. Unsere geistige Entwicklung war wohl die Ursache, dass sich mein Mann immer mehr von mir entfernte. Ich liebte Bücher, Klassik und dergleichen, er war mehr der Praktiker. Doch Beide liebten wir die Natur und die Tiere. Sein Hobby waren seine Aquarien, die er mit viel Liebe und Wissen, hegte und pflegte.
Er besaß nicht die Fähigkeit, in mir die Frau zu erwecken. Ich liebte ihn, doch ich liebte ihn wohl nicht genug, um ihn und seine Vorlieben zu verstehen. So war es seinerseits zu verstehen, dass er sich außerhalb unserer Ehe, damit versorgte.
Es war die Lüge, die ich ihm lange Zeit nicht verziehen habe und die wiederum mein Leben überschattete.
Immer und immer wieder stolperte ich, naiv wie ich war, über diese Lügen. Da ich selber versuche mit der Wahrheit zu leben, war ich nicht imstande, Lüge und Wahrheit zu erkennen. Heute weiß ich, “Glaube heißt nicht Wissen“ und Kontrolle ist
besser als Vertrauen. Doch es war ein langer Weg, um diese Erkenntnis zu erlangen.
Die Folgen solcher Blindheit, die mir, wie mir scheint angeboren oder auch anerzogen war, werde ich nun weiter erzählen.
Mein Weg zurück / Ein Meer voll Tränen
Band 2
Wir schreiben den 1. Oktober 2010 und ich sitze hier an meinem Schreibtisch, um in meiner Erzählung fort zufahren. Mein Blick schweift ab zum Fenster. Grauverhangener Himmel bietet sich meinen Augen. Ein Schwarm Vögel fliegt über die Dächer, dem nahen Wäldchen zu, wohl um sich zu sammeln. Es ist Zeit für sie, ihre große Reise nach dem Süden anzutreten.
Immer wieder fasziniert es mich, welche Ordnung und Disziplin in dieser Organisation zu finden ist. Es scheint, als
hätte jeder seinen Platz zugeteilt. Die Jungen und Unerfahrenen in der Mitte, an der Spitze die, welche den Weg genau kennen und seitwärts und am Schluss die, welche dafür sorgen, dass keiner ausschärt oder zurück bleibt. Schon vielmals habe ich sie beobachtet. Sie üben und schulen ihre Flugkraft und erlernen ihre Fähigkeit, diesen langen Flug zu überstehen.
Da, wie ein Fingerzeig Gottes, die Sonne bannt sich durch die dichte Wolkendecke und lässt diesen trüben Herbsttag noch einmal im Licht erstrahlen. Die bunten absterbenden Blätter der Bäume und Sträucher zeigen ihre Pracht. Mir wird warm
ums Herz und Friede kehrt ein. Jetzt bin ich bereit meine Geschichte weiter zu erzählen.
Es war anfangs Mai und wir schrieben das Jahr 1990. Immer wieder zermarterte ich mir den Kopf, wie ich meine Situation
verbessern konnte. Was musste ich tun, oder besser sollte ich tun, um meine Existenz zu stabilisieren. Da kam mir die glorreiche Idee, eine AG zu gründen. Also begann ich mein Inventar aufzunehmen.
Ich war überrascht, welches Vermögen sich in meinen beiden Geschäften befand. Mit dem Inventar und abzüglich der offenen Rechnungen kam ich auf einen Betrag von mehr als 170.000 Franken. Um eine Aktiengesellschaft zu gründen hatte ich also genug Eigenkapital. Jetzt brauchte ich nur mehr ein Anwaltsbüro, um meine Idee in die Tat umzusetzen. Was tat ich? Ich fand in der Zeitung die Anzeige eines Anwaltsbüros welches für Firmengründungen spezialisiert zu sein schien und setzte mich noch am selben Tag mit diesem in Verbindung. Ein Termin wurde vereinbart und ich fühlte mich so richtig erleichtert. Jetzt wird doch noch alles gut, dachte ich.
Zwei Tage später war ich auf den Weg in das Anwaltsbüro. Die Begrüßung war freundlich und meine Nervosität verschwand, als ich mich auf den mir angebotenen Stuhl setzte. Ich hatte die Unterlagen welche bei unserem Telefongespräch von mir verlangt wurden, aus meiner Tasche genommen und reichte sie meinem Gegenüber, welcher etwa in meinem Alter war. Er nahm sie entgegen, sah sie kurz durch und meinte: „ Wie ich sehe haben sie alles dabei. Er las noch kurz die Inventar liste durch, strich sich mit der Hand durch die Haare und bemerkte so nebenbei. Eigenkapital ist auch genug vorhanden, da sollte es wirklich keine Schwierigkeiten bei der Anmeldung geben.“ Ich atmete tief durch, ein Stein fiel mir vom Herzen.
Er erklärte mir nun die nächsten Schritte. Für die Gründung der AG müsste ich sechs tausend Franken bezahlen. Dreitausend sofort und dreitausend bei der Gründung auf dem Amt. Die Unterlagen der AG würden durch ihr Büro vorbereitet und mir bei Post zugesandt. Denn mir angegebenen Termin müsse ich unbedingt einhalten.
Er sagte mir auch noch, dass ich nach der Gründung bis zu achtzig Prozent vom Kapital der AG für geschäftliche Zwecke frei zur Verfügung hätte. Die Buchführung würden sie gerne für die Firma übernehmen, so könnte ich mich ganz dem Geschäft widmen.
Für mich ein vernünftiger Vorschlag, denn bis anhin hatte ich alles im Alleingang gemacht. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, es war Zeit sich zu verabschieden. Zum bereden gab es im Moment nichts mehr. Es wurde alles gesagt was wichtig war.
Ein Lächeln von beiden Seiten, ein kurzer aber kräftiger Händedruck besiegelte unser einvernehmen. Eine schwere Last war mir nun von meinen Schultern genommen worden. Beschwingt und voller Hoffnung auf die Zukunft, machte ich
mich auf den Heimweg.
Die nächsten Tage vergingen ohne gravierende Zwischenfälle. Ja es schien fast so, als ob mit meiner Entscheidung eine AG zu gründen, der Kundenstamm sich vergrößerte. Drei tausend Franken hatte ich noch am gleichen Tag über meine Bank überwiesen und konnte jetzt in Ruhe abwarten, dachte ich jedenfalls.
Frank, mein Neffe und Patenkind, war noch immer bei uns. Am Tag über war er unterwegs um Geschäftsfreunde zu besuchen und am Abend erzählte er uns von seinen Neuigkeiten. Franz-Josef war mit Michael und Hannes nach London geflogen. Die
Bank, welche von Michael so angepriesen wurde, war ein Flopp. Es stellte sich heraus, dass es eigentlich nur ein Brokerbüro war.
Doch Michael hatte noch die Adresse einer Versicherungsgesellschaft, welche so große Projekte wie Niklausdorf, versicherte und mitfinanzierte. Mit dem Geschäftsführer dieser Versicherung, welcher auch ein Freund von Michael war, wollten sie sich treffen und verlängerten darum ihren Aufenthalt in London, um einige Tage.
Für mich war es nun nicht mehr so wichtig, wie und wann dieses Projekt verwirklicht werden konnte, mein eigenes Geschäft war wieder in den Vordergrund gerückt.
Die Unterlagen für die AG kamen per Post schon zehn Tage später. Ich musste sie von der Post abholen, da sie per Einschreiben gesendet wurden. Meine Kinder waren mit dabei, als ich das große Couvert öffnete. Sie waren je mit einer Aktie mit beteiligt. Der Name unserer Firma war Wolltex, eine Zusammenlegung für Wolle und Textil. Die Statuten waren ausgearbeitet und auf mehreren Seiten niedergeschrieben. Mit dabei die einhundert Aktien zu je eintausend Franken.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, diese Papiere, die nun meine Firma waren, in den Händen zu halten. Der Termin für die Unterschrift auf dem Amt war für Dienstag der folgenden Woche festgelegt. Also in einer Woche würde ich Inhaberin einer
Firma sein.
Am nächsten Tag, als ich am Abend nachhause kam, erwarteten mich die bedrückten Gesichter von Gregory und Rachael. Auf meine Frage was los sei, gaben sie mir ein Couvert in die Hand. Es enthielt die Telefonrechnung der letzten zwei Monate.
Ein Blick darauf genügte, meine Beine fingen an zu zittern und ich musste mich setzen. Ich konnte es nicht glauben, doch da stand es klar und deutlich. Viertausendzweihundertachzig Franken. Mit dabei war eine detaillierte Aufstellung der angelaufenen Kosten. Da waren alle Gespräche und Faxe, die von meinem Anschluss aus getätigt worden sind, aufgelistet. Das war aber noch nicht alles, denn es waren nur in etwa die Hälfte der Tage verrechnet, in der meine Wohnung für Frank und Michael zum Büro umfunktioniert worden war. Also war eine Rechnung, wohl in der gleichen Höhe, noch zu erwarten.
Mir kamen die Tränen. Schon die vorhergehenden Rechnungen waren sehr hoch ausgefallen, was auf die vielen Gespräche von Frank zurückzuführen war. Hatte er doch all seine Termine und Besprechungen von meiner Wohnung aus geführt. Und, die Gesprächspartner waren meist in Deutschland oder Österreich zuhause.
Ich hatte ihn darauf angesprochen, doch er tat es mit der Bemerkung ab, „du bekommst alles zurück wenn die Finanzierung steht.“ Wann dieser Tag X sein sollte, konnte er mir nicht so genau sagen.
Eines war klar, ich musste diese Rechnung bezahlen, und zwar so schnell wie möglich, bevor die Abrechnungsperiode auf einen Monat herabgesetzt wurde. Somit hätte ich etwas mehr Zeit, bevor die nächste Abrechnung ins Haus kam. Also musste ich den Termin für die Gründung der AG verschieben. Ich hatte keine Ahnung was diese Verschiebung für Auswirkung für mich hatte, doch eine andere Möglichkeit gab es nicht.
Am nächsten Tag, es war so gegen neun Uhr, telefonierte ich mit meinem Anwalt und teilte ihm mit, dass ich den Termin verschieben muss. Nun, erfreut war er nicht gerade, doch er meinte er wolle für einen neuen Termin sorgen. Jedoch machte
er mich darauf aufmerksam, diesen Termin mit Sicherheit einzuhalten, was ich auch versprach.
Etwa eine Stunde später tauchte Frank bei mir im Geschäft auf. Ich hatte ihn Tags davor nicht mehr gesehen. Doch haben ihn Gregory und Rachael über die schockierende Telefonrechnung sicher informiert. Er machte ein betretenes Gesicht und
wusste nicht so recht, was er als erstes sagen sollte. Er rang sich ein „Guten Morgen Tante Rena“, ab und wartete auf meine Antwort.
Es waren keine Kunden im Geschäft und nach einem guten Morgen meinerseits, fragte ich ihn gleich direkt. „Hast du schon von der Telefonrechnung gehört?“ „Ja, Gregory hat mir davon erzählt. Es tut mir leid, doch du musst dir darüber keine Sorgen
machen, ich werde dir alles bezahlen.“ „Ja, aber wann? Du weißt gar nicht, in welche brenzlige Situation du mich damit gebracht hast. Die Rechnung muss so schnell wie möglich bezahlt werden, sonst sperren sie womöglich noch die Linie.
Diese Rechnung ist ja nur ein Teil der Kosten, die zweite Rechnung wird meiner Meinung nicht kleiner sein. Nicht zu reden von denen, die ich schon bezahlt habe. Ich weiß wirklich nicht mehr, wie ich das alles bezahlen soll.“
Einen Moment lang sagte er gar nichts. Dann, schaute er mich an und ein strahlendes Lächeln begleitete seine Worte, als er meinte: „ Dann fahren wir eben nach Deutschland zu Franz-Josef, er wird mir das Geld welches du brauchst geben. Doch vorher
muss ich hier noch einiges erledigen, damit Franz-Josef die Abschlüsse fertig stellen kann“.
Meine Stimme zitterte als ich ihn fragte: „Wie lange wird dies dauern und bist du sicher, dass Franz-Josef uns das Geld auch geben wird? Ich muss es wissen. Ich will nur das was mir zusteht. Das heißt, ich möchte lediglich meine Auslagen zurück
erstattet.“
„ Du bekommst das was wir dir versprochen haben. Spätestens in acht bis zehn Tagen bin ich hier fertig, dann können wir
fahren“, gab er zur Antwort.
„Nun gut, wir reden am Abend weiter. Hier im Geschäft ist es nicht gut, über so heikle private Dinge zu reden.“ Und wie Recht ich hatte, denn in diesem Moment betraten zwei Frauen das Geschäft. Mein Neffe verabschiedete sich kurz und ich
wandte mich meinen neuen Kundinnen zu, die auf die Wollregale zusteuerten.
Beide suchten Wolle für einen Pullover den sie im neuen Strickheft gesehen hatten. Beide Modelle die sie sich ausgesucht hatten waren Multi mix, also in verschiedenen Materialien und Farben und Mustern gestrickt. Es machte mir Spaß die beiden
dabei zu beraten. Diese Pullover waren in der damaligen Zeit der letzte Schrei und sicher ein Schmuckstück für jede Frau. Viele die die Fähigkeit nicht besaßen, oder aber auch die Arbeit scheuten, solche Handarbeit selbst anzufertigen, kauften fertige Modelle, die sündhaft teuer waren. Schon allein das Material war teuer und umso mehr bemühte ich mich, meine Kundschaft
zufrieden zu stellen. Nach einer guten halben Stunde hatten wir alles gefunden, was für ihre Modelle gebraucht wurde. Ich schrieb ihre Namen mit Wohnort und Telefonnummer in meine Kundenkartei und gab meine Zusicherung, dass, wenn sie Hilfe benötigten, ich immer für sie da sei.
Sie waren sichtlich zufrieden, und mit dem Versprechen bald wieder vorbei zu kommen, verabschiedeten sie sich. Kurz darauf kamen weitere Kunden in mein Geschäft und es war mir, als hätte sie mein Schutzengel persönlich, den Weg zu mir geführt.
Die eine interessierte sich für Gobelins, eine jüngere Frau benötigte ausgefallene Knöpfe und einige Frauen waren begeistert von meinen Dessous und Bademoden. Ich hatte von diesen Artikeln wirklich nur ausgesucht schöne Modelle in mein
Sortiment aufgenommen. Ich wollte damit mein Angebot etwas erweitern, doch mein Geschäft auch nicht damit vollstopfen, mit Artikeln, die meines Erachtens in jedem Warenhaus billig zu kaufen sind.
Während die eine verschiedene Badeanzüge in der Umkleidekabine anprobierte, beriet ich die andere, die sich nicht entscheiden konnte, welche der Knöpfe nun besser zu ihrer angefertigten Strickjacke passen würde. Gemeinsam wurden wir schlussendlich fündig. Auch die Frau welche einen Gobelin für ein Geschenk suchte, hatte sich für ein Stilleben entschieden.
Nun hatte ich Zeit, mich den beiden anderen Damen zu zuwenden. Die eine konnte sich nicht entscheiden ob Badeanzug oder Bikini, sie nahm beides. Lachte und meinte, so müsse sie sich später nicht ärgern bei dem Gedanken, sich falsch entschieden zu
haben. Sie hatte Recht, denn Beides passte ihr ausgezeichnet. Ich machte sie noch darauf aufmerksam, dass ich auch noch das dazu passende Badekleid hätte. Sie sah es und war begeistert, nachdem sie auch dieses anprobierte. „Ich muss es einfach dazu kaufen“, aber jetzt ist Schluss“, meinte sie lachend und legte ihre Auswahl neben die Kassa.
Auch die Dessous welche ihre Begleiterin ausgewählt hatte, lagen auf meinem Ladentisch zur Abrechnung bereit. Wie sich durch unser Gespräch herausstellte, kamen beide Damen aus Arbon. Sie hätten durch Bekannte von meinem Geschäft erfahren und dachten, das müssten sie sich einmal ansehen. Jetzt da sie mich und mein Geschäft kennen gelernt hätten, würden sie öfters mal vorbei kommen. Ich freute mich über dieses mir entgegengebrachte Vertrauen. Beiden eröffnete ich eine Kunden Karte und sie versprachen wieder zu kommen. Ich war wohl eine der Ersten zur damaligen Zeit, die ihren Kunden 10% auf ihren Einkauf als Guthaben verrechnete.
Die Mittagspause verwendete ich dazu, wieder Ordnung in meine Regale zu bringen, kontrollierte meine Schaufenster und reinigte den Boden mit dem Staubsauger. Nachdem auch dies getan war, setzte ich mich in meine Ecke und trank meinen, wie ich mir sagte, wohl verdienten Kaffee.
Ich überschlug im Geiste meine Einnahmen vom Vormittag und dachte, oder besser ich hoffte, dass auch der Nachmittag so gut verlaufen würde. Ich bemühte mich so gut es ging die Bedrohung, welche wie das Damaklos Schwert, über meinem Kopf zu
schweben schien, zu ignorieren und positiv zu denken, was mir aber nur zum Teil gelang.
Nach Geschäftsschluss ging ich noch zur Bank und warf die Geldbombe in die dafür vorgesehene Einrichtung. Es war ein guter Tag gewesen und ich wollte dieses Geld in Sicherheit wissen. Als ich nachhause kam, waren schon alle anwesend. Gregory
und Frank saßen am Esszimmertisch und waren in eine Diskussion vertieft. Rachael war in der Küche, sie hatte für uns das Abendessen gemacht. „Hm, riecht echt gut, wie beim Italiener“, rief ich in die Küche. „Ist alles schon fertig, wir haben nur noch auf dich gewartet“, kam es aus der Küche zurück. „Soll ich den Tisch decken“, fragte ich.“ Mam, du musst dich nur mehr an den Tisch zu uns setzen“, hörte ich Gregory aus der Essecke rufen.
Ich versorgte meine Jacke und die Handtasche in der Garderobe, zog meine Hausschuhe an und ging ins Esszimmer. Frank sprang auf, begrüßte mich und rückte mir den Stuhl zurecht. Bevor ich mich hinsetzte gab es noch ein Küsschen links, ein Küsschen rechts von meinem Sohn Gregory, das gleiche Zeremoniell auch von Rachael, die kurz nach mir von der Küche kam
und eine große Schüssel Spaghetti auf den Tisch stellte. Obzwar meine Kinder schon erwachsen waren, Küsschen gab es immer noch.
„Ich hole noch schnell den Salat aus der Küche. Gregory holst du noch etwas zum Trinken, bitte?“ Noch während dem Reden war Rachael schon wieder, ohne eine Antwort von Gregory abzuwarten, aus dem Raum entschwunden und kam mit der Salatschüssel zurück. Ob gern oder ungern, Gregory erhob sich von seinem Stuhl um die Getränke zu holen.
Rachael war nun schon im achten Monat schwanger. Ende Juli war der Geburtstermin. Sie schien durch die Schwangerschaft gereift. Durch ihre Größe und dem losen T-Shirt war ihr Zustand fast nicht zu erkennen.
„Wie war es im Geschäft Mam“, fragte sie mich. „Oh, es ist ganz gut gelaufen. Es kamen neue Kunden, jedenfalls denke ich, waren alle zufrieden mit mir und meinem Angebot. Doch lasst uns jetzt essen, bevor es kalt wird.“
Ich wollte mich beim Essen nicht in eine Diskussion einlassen, keine Probleme wälzen, einfach entspannen und in Ruhe meine Spaghetti genießen. „Deine Spaghetti sind wirklich super, Rachael. Es ist doch schön, wenn man nachhause kommt und schon gekocht ist.“
„Ist doch selbstverständlich“, gab sie mir zur Antwort. Ihr Deutsch war zwar etwas holprig, doch gab sie sich große Mühe, sich verständlich auszudrücken.
Gregory und Rachael unterhielten sich nun in Englisch und Frank hörte zu. Nur hin und wieder stellte er eine Frage, oder gab eine Antwort.
„Habt ihr schon einen Namen für mein erstes Enkelkind?“ Die Frage stellte ich ganz spontan in den Raum. „Ja Oma, er wird Daniel heißen. Dieser Name hat dir doch am besten gefallen, oder?“ Es war Rachael die mir die Antwort gab. „Oh, das freut mich, ja Daniel ist ein schöner Name.“
Mir wurde ganz warm ums Herz und verstohlen wischte ich einige Tränen aus meinen Augen. Rachael, die neben mir saß, bemerkte es wohl und legte ihre Hand auf meinen Arm. „Gregory und mir hat dieser Name auch am besten gefallen“, meinte sie.
Nach dem Essen räumten Rachael und ich das Geschirr in die Küche. Während ich den Geschirrspüler einräumte, putzte Rachael den Herd. Somit waren wir schnell mit allem fertig. „So, jetzt können wir uns noch gemütlich zusammensetzen. Magst du auch noch einen Kaffee? Vielleicht trinken Gregory und Frank auch noch einen mit.“
Ich wartete die Antwort nicht ab, sondern begann die Kaffeemaschine vorzubereiten. Bald darauf strömte der Duft, von frisch aufgebrühten Kaffee, durch die Wohnung. Rachael stellte die Tassen und Unterteller auf ein Tablett, sowie Milch und Zucker. In eine Schale tat sie noch einige Kekse.
Das Thema Telefonrechnung wurde an diesen Abend nicht mehr auf den Tisch gebracht. Ich wollte keine leeren Versprechungen und darum auch keine Diskussion, die im Moment nichts brachte. „Morgen wird Tina im Geschäft anfangen zu arbeiten“, verkündete ich und nahm dabei einen Keks aus der Schale. Als kein Kommentar kam, da ein anderes Gesprächs Thema sie mehr beschäftigte, meinte ich nur so zu mir: „Ist ja auch nicht so wichtig“.
Ich trank meinen Kaffee aus und verabschiedete mich mit den Worten, „ich bin doch ein wenig müde und werde nun ein Bad nehmen.“ „Ja mach das, es kam wie bei einem Chor, und Gute Nacht.“
„Wünsche ich euch auch.“
Das Bad tat mir gut, doch Schlaf fand ich so schnell keinen. Zu viele Gedanken rasten in meinem Kopf herum und ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Im “Lädeli“ hatte ich eine junge Verkäuferin eingestellt. Ihr Name war Bienchen, so nannte ich sie
jedenfalls. Sie war mir auf Anhieb sympathisch. Doch nachdem ich nun die meiste Zeit in der Stadt anzutreffen war, gab es noch weniger Einnahmen als vorher.
Das einzig Positive war, Bienchen konnte sehr gut stricken, und so verbrachte sie die meiste Zeit, für unsere Läden Strickmodelle anzufertigen, die wir auch verkauften. Außer ihr hatte ich noch einige Frauen, welche für mich verschiedene Modelle herstellten.
Ein Altersheim versorgte mich mit gestrickten Wollsocken, ich gab die Wolle und bezahlte die Arbeit. Es war zuerst nur ein Versuch, doch die Nachfrage danach war ziemlich gut und so hatten die alten Frauen eine Beschäftigung und ich den Erlös aus der Wolle.
Ich war wirklich immer bemüht, jede nur erdenkliche Möglichkeit zu erkennen und deren Chance auszunutzen. Auch bei meinen Strickmodellen handelte ich nach dem gleichen Schema. Ich gab die Wolle und die Anleitung und bezahlte die Arbeit.
Es waren Hausfrauen, die sich so nebenher einige Franken Taschengeld dazuverdienten.
Ich wusste, dass mein Konzept Erfolg bringen würde, wenn ich nur lange genug durchhalten konnte. Die Anzeichen dazu waren da. Handarbeitslehrerinnen aus den verschiedenen Schulen der Umgebung, hatten sich schon in meinem Geschäft umgesehen und sich ür das kommende Schuljahr vor gemeldet, nachdem ich ihnen meine Konditionen für den Einkauf bei mir schriftlich mitgeteilt hatte. „Es muss einfach gut gehen. Frank wird sein Wort halten.“
So und ähnlich versuchte ich mich zu beruhigen, Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen. Meine Schwester
Tina, welche seit kurzer Zeit in der Stadt wohnte, hatte in St. Gallen im Verkauf gearbeitet und wurde arbeitslos. Sie kannte sich im Textilbereich aus und so kam es, dass ich sie fragte, ob es ihr Freude machen würde, mit mir zusammen im Geschäft zu arbeiten. Zuerst war sie skeptisch, doch als sie eine passende Wohnung fand, sagte sie zu und zog mit ihren zwei Töchtern in die Nähe von meinem Geschäft.
Nachdem sie sich häuslich eingerichtet und sich in der Gemeinde und die Kinder in der Schule angemeldet hatte, war sie bereit bei mir anzufangen. Dies wurde schon lange Zeit vorher besprochen, als der Glaube an Frank und seinen Versprechungen noch unumstößlich war. Ich muss aber noch dazu sagen, dass Tina von Anfang an, Frank und seinen Versprechungen misstraute.
In diesem Moment war ich mir jedoch nicht mehr so sicher, ob diese Idee wirklich so gut war. Zu meinen eigenen Sorgen kam nun noch die Verantwortung für meine Schwester und ihre zwei Töchter dazu.
Ich mochte nicht daran denken, was wäre, wenn Frank sein Wort nicht halten würde. Andererseits hatte ich nun doch einige Tage Zeit, Tina in die Materie einzuarbeiten. Die Preise waren an den Wollregalen angeschrieben und auch sonst überall
ersichtlich. Damit sollte sie keine Schwierigkeiten haben.
Ich ließ sie die Kunden bedienen und sprang wirklich nur in Notfällen ein. Als ich ihr nun sagte, dass ich für einige Tage mit Frank nach Deutschland fahren würde, war sie nicht sehr erbaut von dieser Idee. Ich erzählte ihr, warum ich mit Frank nach Deutschland fahren wollte und sie hatte berechtigte Zweifel. Sie sagte mir unumwunden, dass ich mir diese Reise sparen könnte. Ich jedoch gab zu bedenken, dass, wenn ich nicht fahren würde, die ganze Arbeit umsonst gewesen wäre. „Denke nur allein schon an die Kosten, die in diesen Monaten von mir beglichen worden sind. Ich muss wenigstens dieses Geld wieder
haben.“ Worin sie mir auch wieder Recht geben musste. Sie wurde richtig wütend als ich ihr von der Telefonrechnung erzählte, welche ja auch der wahre Grund war, warum ich eigentlich fahren musste.
„Ich habe dich von Anfang an gewarnt Schwesterherz, du solltest nicht alles glauben was Frank erzählt. Jetzt hast du den Schlamassel. Was ist, wenn du vergebens raus fährst?“ „Male den Teufel nicht an die Wand. Mir ist so schon Elend zumute“,
gab ich zur Antwort. „Wie man es auch wendete, die Aussicht auf Erfolg ist nicht vorprogrammiert. Doch wenigstens versuchen muss ich es, sonst würde ich mir für immer einen Vorwurf machen, eine Chance versäumt zu haben, doch noch an mein Geld zu kommen.“ Meine Schwester gab mir darauf keine Antwort, jedoch ihr Gesichtsausdruck sprach Bände.
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Liebe Renate, ich finde das Gelesene sehr interessant und erwarte mit Spannung, das Erscheinen Deiner Bücher! Ich hoffe wir müssen nicht zu lange darauf warten. L.G.Ch.
Hallo liebe Christa, danke für Deine lieben Worte. Ich hoffe auch, dass wir nicht mehr allzulange warten müssen. Jedenfalls nicht auf das erste Buch. Das soll nähmlich bis Mitte Mai wirklich fertig sein. Ich freue mich schon sehr darauf, es endlich in meinen Händen halten zu können. L.G. Renate
Guten abend liebe Renate !¨
Ich kann nur sagen Super hast du das geschrieben gefällt
mir sehr. Ich freue mich schon bist dein Buch fertig ist
ja du machts es auch sehr spannend !
Wünsche Dir alles gute und nur noch eine kurze warte zeit
bis dein Buch im Laden erscheint . l.g. Richard.
Hallo Richard. Ich freue mich sehr, dass Dir der zweite Band gefällt. Er ist etwas anders geschrieben als der erste Band. Ich werde auch hier in etwa
50 Seiten reingeben. Ich war mit dem zweiten Band schneller fertig, als es dauert, bis mein erstes Buch auf dem Markt ist. Nun, was solls. Gut Ding will Weile haben. Ich wünsche Dir alles Liebe, Renate
Wow, Renate, ich bin begeistert. Du schreibst so spannend und du verstehst es, deine Leser zu faszinieren. Ich bin gespannt auf dein Buch, es liest sich bis jetzt schon super gut.
Ich bin überwältigt von deiner Art zu schreiben, einfach toll!!!
LG Martina
Hallo Martina Ich habe mich sehr gefreut, dass Du einer der ersten warst, die meinem Link gefolgt ist. Meine Zweifel schwinden immer mehr, ob es richtig war, diese Story zu schreiben. Doch es war mir ein Bedürfnis. Erst wenn ich diese Geschichte fertig habe, kann sich mein Geist voll auf ein neues Thema konzentrieren. Wenn ich, was ich hoffe, gesund bleibe, habe ich noch viel vor. Ich muss ja so viele Jahre aufholen, in denen ich nicht schreiben konnte.:)
Jedenfalls ich Danke Dir.
a liebs Grüessli
Renate
Schön dass ich diese Seite gefunden habe und ich konnte mich gar nicht mehr von Deiner Geschichte losreißen.Du hast das so toll geschrieben.Bin schon gespannt auf die Fortsetzung,liebe Grüße Erika
Hallo Erika
Das war der Anfang im zweiten Buch, von meinem ersten Buch habe ich ja auch den Anfang und eine Fortsetzung eingestellt. Ich bin gerade auf Deiner Seite. Sie gefällt mir sehr gut. Ich werde mir „Alles“ genau anschauen. Ich hatte ja schon einen Blog auf windowslive-space. Als dieser geschlossen wurde, habe ich meinen Blog auf meinen PC runtergeladen. Damals dachte ich noch nicht daran, hier in wordspace rein zugehen. Nun, heute denke ich anders darüber. Doch es ist nicht weiter schlimm. So hatte ich die Möglichkeit, etwas ganz Neues zu schaffen, und es macht mir Spass. Uebrigens, Deine Musik die mich beim schreiben begleitet finde ich super. Wie bringe ich auf meine Seite meine Musik? Ich muss ja noch so viel lernen.:)
Liebe Grüsse Renate
Guten Abend Renate,
jetzt bin ich aber gespannt auf die Fortsetzung. Das ist richtig spannend. Ja und es liest sich sehr gut.
Und sobald ich weiß, wann es hier erscheint, werde ich danach fragen, damit ich alles lesen kann.
Liebe Grüße sendet Petra
Liebe Petra
Band 2 meiner vermutlichen Triologie war noch nicht im Lektorat. Diesen Weg hat er noch vor sich. Band 1 wird
in Kürze im Wagner-Verlag erscheinen. Band 3 bin ich nun am schreiben. Jetzt da ich die Geschichte aufschreibe, merke ich, dass ich diese Zeit wohl nie ganz überwinden werde. Ich konnte wohl verzeihen, doch vergessen werde ich es nie.
Wenn ich schreibe sinke ich in Gedanken ein in das Geschehen und lebe es noch einmal. Die Bilder stehen so authentisch vor meinen Augen. Wenn ich Stunden später den Text noch einmal lese, bin ich oft erstaunt, über die Worte die meine Finger in die Tastatur getippt haben. Es wurde von meinem Unterbewusstsein diktiert.
Liebe Petra, ich danke Dir für Dein Feedback, es wird mich in meinem Schreiben bestärken.
Herzliche Grüsse
Renate
Wunderschön geschrieben aber das kanst du sehr gut da komme ich nicht mit bin auch auf dein 2 Buch gespannt.Grüsse dich noch lieb Gislinde.
Danke Gislinde für Deinen Besuch auf meiner Seite. Es freut mich, dass Dir meine Geschichte bis jetzt gefallen hat. Hast Du gesehen, es ist noch eine Fortsetzung. Ober den Kommentaren geht es weiter.
Herzliche Grüsse, Renate
Liebe Gislinde, mir gefallen Deine Gedichte und kleinen Geschichten auch sehr gut. Ich bin ein grosser Fan von Poesie und Deine Verse gehen ins Herz. Schau doch mal auf die Seite:
http://www.brentano-gesellschaft.de/Links/Portal%20fuer%20Autoren.php
Das Haus der Literatur hat einen Wettbewerb ausgeschrieben für das Gedicht 2013. Vielleicht hast Du Freude dabei mit zu machen.
Ich danke Dir für Deinen Besuch bei mir und es freut mich sehr, dass Dir meine Geschichte bis jetzt gefallen hat. Herzliche Grüsse, Renate