Ich habe es erleben dürfen, einen kleinen Blick in dieses, uns Menschen verborgene kleine Reich zu tun. Meine Fantasie gab mir die Gelegenheit dazu.
Viele Stunden verbrachte ich als Kind im Wald. Mein Lieblingsplatz war nahe an einer kleinen Quelle, wo sich in einer Vertiefung das klare Wasser sammelte, und sich von dort aus, in einem Rinnsal den Berg hinunter, einen Weg zum Bach bahnte. Nahe an der Quelle stand ein riesiger Baum. Seine Rinde war zerfurcht von den vielen Jahren, die er wohl schon hier lebte. Seine Wurzeln zogen sich bis an den Rand des Tümpels und weiches Moos verbarg sie teilweise meinen Augen. Ich baute in die freiliegende Baumwurzeln kleine Hütten, bedeckte die Dächer mit Moos und Tannenzapfen benutzte ich als Figuren.
Ich liebte es, an seinen Stamm gelehnt zu sitzen und zu träumen. Im Licht der Sonne spiegelte der Baum sich im Wasser und manchmal war es mir, als lächelte er mir zu, wenn der Wind sanft seine Blätter streifte und er, wie es mir schien, im Spiegel des Wassers sich bewegte. Ein Zauber lag auf diesem Ort, der mich gefangen nahm, sobald ich ihn betrat. Wilde Bienen, Hummeln Schmetterlinge, Libellen besuchten die Blumen, welche hier heimisch waren und labten sich an ihrem süßen Nektar. Am Boden tummelten sich Käfer, -Ameisen eilten ihres Weges zu ihrer, in der Nähe liegenden Burg.
Wenn ich die Augen schloss, sah ich in meinen Wachträumen die wunderbarsten Bilder. Wie in einem Film spielte sich das bunte Treiben dieser Geschöpfe in meiner Fantasie ab. Ich sah kleine, menschenähnliche Wesen unter den Wurzeln hervor kommen, kleiner als mein Daumen. Sie lachten und sprangen um mich herum. Andere wiederum waren so zart und durchscheinend mit wunderschönen Flügeln auf ihrem Rücken und wenn sie mir im Flug zulächelten, fühlte ich mich leicht und schwerelos, so als ob ich mit ihnen würde fliegen.
Einigen gab ich Namen und in Gedanken konnte ich mich mit ihnen unterhalten. Ich sammelte von den umliegenden Bäumen Harz, welches ich kaute bis es eine weiche Masse wurde, formte daraus kleine Becher und Teller, die ich im Wasser des Tümpels härtete. Ich musste viel Harz kauen, denn ich brauchte viele Becher und Teller für meine kleinen Freunde. Für mich existierten sie real. Denn immer wenn ich an den Ort zurückkehrte, waren meine Teller und Becher verschwunden. Also machte ich wieder neue. Es war wohl die schönste Zeit in meiner Kindheit, die ich so mit meinen Freunden verbringen konnte.