Welche Qualität hat dieser Samen? Dieser Gedanke begleitet mich schon viele Jahre meines Lebens. Wir sollten glauben, da wir nicht wissen. Jedenfalls trifft das auf unsere Religionen zu. In der Wissenschaft herrscht ein anderes Gesetz. Da haben wir im Laufe der Zeit ein großes Wissen erworben und ein jeder Mensch der bereit ist zu lernen, kann sich dieses Wissen aneignen. Die Wissenschaft ist auch bereit, Fehler zu zugeben, denn es werden immer neue Erkenntnisse gewonnen und alt hergebrachtes Gedankengut bereinigt.
Dieses Bild hing an der Wand über meinem Bett und ich glaubte ganz fest daran, dass auch ich einen Schutzengel hatte, der mich beschützte. Jeden Abend nach meinem Abendgebet dankte ich auch ihm, und bat ihn, auch meine Eltern und Geschwister zu beschützen. Dies hatte mich noch meine Großtante gelehrt, bei der ich mehr als ein Jahr verbrachte. Sie war es, die mir den Glauben an Gott und seine Engel in mein Herz gelegt hatte.
Als meine Eltern mich zu sich holten begleitete mich auch dieses Bild und es wurde wieder an der Kopfseite über meinem Bett befestigt.
Die Zeit verging und ich kam in die Schule. Ich liebte es Schreiben und Rechnen zu lernen, doch ebenso liebte ich die Geschichten die der Pfarrer uns in der Religionsstunde erzählte. In unserer Schulzeit war Religion noch ein Hauptfach, also genau so wichtig wie Schreiben, Rechnen und Lesen. Als Belohnung verteilte der Pfarrer kleine Heiligenbilder an jene Schüler, die besonders aufmerksam waren. Für mich waren diese Bilder etwas besonderes und ich hütete sie wie einen Schatz.
Meine Eltern waren eigentlich, wenn ich heute so zurück denke, nicht überaus groß mit dem Glauben behaftet. Jedenfalls wurde nie über religiöse Dinge geredet. Doch in mir war der Glaube fest verankert und es war mir ein Bedürfnis, die Kirche zu besuchen, zu jedem Anlass der sich ergab. Da ich nun selbst lesen konnte, begann ich die Geschichten vom alten Testament zu lesen. Diese Erzählungen waren wohl der Beginn meiner großen Liebe zur Geschichte. In meiner Fantasie lebte ich mit jenen Menschen aus der grauen Vorzeit. Dazu beigetragen haben wohl auch die Abbildungen, Bilder von alten Meistern, die das Gelesene veranschaulichten.
Wer die Bibel kennt weiß, sie spricht zu uns nicht nur von Liebe. Sie spricht eigentlich in Gleichungen. Von Geboten die gebrochen, von Lüge, Mord und Totschlag. Von Stammesfehden, Zwietracht, und eigentlich von allen Lastern, die der Mensch sein eigen nennt. Also war von Anbeginn das Gute wie das Böse vorhanden. Ich freute mich, dass Gott dafür sorgte, dass die bösen Menschen bestraft und vernichtet wurden und die, die an ihn glaubten, seine Unterstützung hatten. So war es auch mein Wille, genau diesen Menschen nachzueifern, um so auch, die Gunst und Liebe von Gott zu erlangen. Wie so viele Menschen, die Gott nahe waren, suchte auch ich den direkten Weg zu ihm und hielt mit ihm Zwiesprache.
Je älter ich wurde, umso mehr Wissen konnte ich mir durch Lesen aneignen. Umso mehr ich las, umso mehr wurde mir bewusst, dass auch die Kirche der ich angehörte, nicht immer nach den Gesetzen Gottes handelte. Ich musste erkennen, dass der Glaube an Gott, nicht unbedingt auch den Glauben an die kirchliche Institution beinhalten muss. Kennt man die Geschichte der Kirche, die in den vergangenen fast zweitausend Jahren, sich in der ganzen Welt verbreitete, so weiß man: Sie ist aufgebaut auf dem Leid und den Tränen ganzer Völker. Wohl keine Religion hat so viel Leid verursacht, wie die Christliche, die doch eigentlich das Wort Jesus weitergeben sollte. Die Religion wurde ein Instrument der Macht. Statt Liebe, säte sie Angst und Schrecken, die wohl in den sogenannten Hexenverfolgungen ein Ausmaß erreichte, das uns heute noch erschauern lässt, wenn wir davon lesen.
Ich scheute mich nicht, auch diese Geschichten zu lesen. Ich las über die Ausrottung fast ganzer Völker, deren Heimat von sogenannten Christen in Besitz genommen wurde im Zuge der Entdeckungen fremder Kontinente. Immer mit dabei, das Kreuz, als Zeichen des einzigen wahren Glaubens.
Gott hat gewollt, dass seine Menschen verschiedene Sprachen sprechen. Er hat wohl auch gewollt, dass sich ihr Aussehen, den verschiedenen Regionen der Erde angepasst hat, in Hautfarbe, Haaren und eben auch in ihrer Art zu leben. Welcher wahnwitzige Gedanke veranlasste diese sogenannten Heilsbringer zu glauben, diese Menschen wären Heiden? Obwohl sie in ihrem fest verwurzelten Glauben lebten, der sie durch alle Generationen begleitet hatte. Ja, die im Einklang mit der Natur lebten und sie achteten.
Glaubt man an die Worte der Bibel, so sollte sie auch richtig gelesen und verstanden werden. Hat nicht Gott die Menschen, als sie sündigten, sie dadurch bestraft, dass sie sich untereinander nicht mehr verständigen konnten, indem er ihnen verschiedene Sprachen gab und sie in alle Länder der Erde verstreute?
Wir lesen noch heute diese Geschichten. Sie wurden vor bald zweitausend Jahren von den Gründervätern unserer Kirche gesammelt und aufgeschrieben. Doch wir sind nicht fähig, auch heute noch nicht, im Sinne dieses Buches zu leben. Wollen wir es nicht verstehen oder sind wir nicht fähig dazu?
Eines möchte ich noch schreiben. Es steht auch geschrieben: Gott ist ewiglich, also zeitlos. Von Anbeginn bis in die Ewigkeit. Das ist für mich eine der wichtigsten Aussagen. Wir Menschen wissen heute, dank unserer Wissenschaft, wie alt die Erde ist. Wie lange schon Leben auf unserer Erde ist. Wie lange schon der Mensch auf dieser Erde wandelt. Nie hat die Wissenschaft den Gedanken der Schöpfung verleugnet. Da Gott keine Zeit kennt, da er immer da war und da ist, spielt es auch keine Rolle, wie lange er für seine Schöpfung gebraucht hat. Für ihn mag eine Million Jahre, wie ein Wimpernschlag gewesen sein. Das sollten wir beherzigen, wenn wir von sieben Tagen der Schöpfung lesen.
Wenn wir Gott wirklich lieben, an ihn glauben mit jeder Faser unseres Herzens, jedenfalls behauptet dies die Mehrzahl der Menschheit, dann sollten wir so großherzig sein zu bedenken, dass Gott in jeder Sprache anders geschrieben und gesprochen wird. So viele Sprachen es gibt auf der Erde, so viele Namen gibt es für Gott. Energie ist die Triebkraft des Lebens. Weicht diese Energie aus unserem Körper, zerfällt unser Leib zu Staub, doch die Energie bleibt. Wir nennen sie Seele. Was tatsächlich mit unserer Seele passiert, wir wissen es nicht, wir können nur glauben, dass sie den Weg zu Gott findet. Da frage ich mich: „Warum braucht es noch immer Kriege auf diesen Weg zu Gott.“