Fortsetzung:
Wie ich schon befürchtet hatte, war es nun, da Sherbo entdeckt hatte, dass er die Möglichkeit hatte, seinem begrenzten Raum zu entkommen indem er auf den Boden sprang, schwieriger geworden ihn im Auge zu behalten. Sein Entdeckungsdrang war unbegrenzt. Er versteckte sich unter den Tischen und fand so, sein nächstes Spiel. Es waren die Schuhbändel der männlichen Gäste. Er zog an einem Ende bis der Knoten gelöst war und sprang mit dem Bändel im Maul dem Gast auf und über den drangsalierten Schuh. Ich war entsetzt, doch die Gäste, die es traf hatten ihren Spass. Für mich war klar, das musste ich ihm schnellstens abgewöhnen. Ich hatte in der Zwischenzeit ein zweites Körbchen für Sherbo gekauft. Dieses platzierte ich auf den Rücksitz meines Autos, welches ich unter dem Kastanienbaum direkt neben dem Treppenaufgang zur Terrasse parkiert hatte. Immer wenn ausser den festen Stammgästen andere Personen kamen, musste Sherbo für einige Zeit dort verbringen. Er hatte seine Hölzchen zum Kauen, sein Kuschelkissen, Quitschbällchen, Gummiknochen und ein Stoffhündchen zum Zeitvertreib. Die Fenster hatte ich halb geöffnet, damit hatte er auch immer frische Luft. Geschützt durch den grossen Kastanienbaum, stand das Auto im Schatten und war darum der ideale Platz. Hier war er sicher aufgehoben.
Es war Mitte August, ein Glückstag für Sherbo und auch für mich. Antony, mein jüngster Sohn, hatte seine Lehre als Koch beendet und wollte in der Zeit bis zum Termin der Rekrutierung ins Militär, bei mir im Restaurant mitarbeiten. Schon vom ersten Augenblick an, als er Sherbo sah, hatte er sein Herz an ihn verloren und das war gegenseitig. Wir hatten uns geeinigt, dass Antony am Abend die Küche übernehmen sollte, da gab es mehr A la Carte und Snacks zum Zubereiten, besonders für die Gäste in der Bar, die die selbst kreierten Saucen von Antony als Beigabe zu Kroketten, Pommes, auch Schnitzel, panierte Poulet Streifen und anderes mehr, liebten. Seine Fantasie, immer wieder Neues zu kreieren, war gross. Der Umsatz der Küche, allein für die Bar, war enorm.
Antony lebte in dieser Zeit bei mir. So fuhren wir gemeinsam, nach der Sperrstunde in unsere Wohnung und meistens kamen Antony und Sherbo am Nachmittag wieder mit dem Bus zurück ins Restaurant. Für mich war es eine grosse Erleichterung, wusste ich Sherbo doch in den besten Händen, die es für einen kleinen Rabauken wie ihn, geben konnte.
Meine täglichen Spaziergänge machte ich aber auch weiterhin mit Sherbo. Nun, da Anthony in meiner Abwesenheit im Restaurant war, konnte ich mehr Zeit dafür verwenden. Grund genug, wieder einmal an den See zu fahren. Damals war der Bootshafen vom Altenrhein noch nicht so ausgebaut wie heute. Das Seegelände war noch frei zugänglich. Der Weg dorthin noch nicht versperrt, führte hinter den Anlegestegen, zwischen alten Bäumen, dann durch einen schmalen Schilfgürtel, direkt an den See. An manchen Stellen gab es kleine Sandbänke, wie Oasen, nur umringt vom Schilf und Wasser. Es war ein Lieblingsplatz von mir. Ich liebte diese Stille, das Gefühl von Weite und grenzenloser Freiheit. Mit dabei hatte ich eine kleine Luftmatratze und ein Handtuch. All das war neu für Sherbo. Schon den ganzen Weg entlang schnupperte er an den verschiedenen Gräsern und Blumen am Wegesrand. Setzte seine Markierungen, noch nicht an den Bäumen, sondern darunter auf die Erde. Verbellte Ameisen und anderes Kleingetier, das er am Boden bemerkte. Am Platz angekommen löste ich die Leine. Sofort lief er ans Wasser, sprang wieder zurück, als eine kleine Welle über seine Läufe schwabbte. Es war herrlich ihm dabei zuzuschauen, war es doch sein erster Kampf mit einem Element, welches er nur aus seinem Wassernapf kannte. Ich entledigte mich meiner wenigen Kleidungstücke, den Badeanzug hatte ich schon vorsorglich darunter angezogen, und setzte mich zu Sherbo ans Wasser. Der Sand war feucht und warm, übersäht von kleinen Holzstückchen, die angeschwemmt hier herumlagen. Ich nahm eines auf und warf es knapp vor Sherbos Nase ins Wasser. Sofort stürzte er sich darauf, schnappte es und zog es ans trockene Land. Ich wiederholte dieses Spiel und es schien ihm zu gefallen. So verlor er seine anfängliche Scheu, ja ich konnte beobachten, er paddelte mit seinen Läufen und auch das schien ihm zu gefallen.
Doch eigentlich wollte ich auch schwimmen. Ich ging also einige Meter in den See hinein. Sherbo vergass seine Stöckchen, setzte sich ans Ufer und beobachtete mich. Als ich keine Anstalten machte umzukehren, fing er an zu bellen, lief am Ufer hin und her, und ich traute meinen Augen nicht, er folgte mir. Erst zaghaft und dann, er schwamm direkt auf mich zu. Ich nahm ihn aus dem Wasser. Sein ganzes Fell war nass und klebte an seinem kleinen Körper. Er sah wirklich erbärmlich aus. So dünn, so klein, lag er nun in meinen Armen. Ich lobte ihn, strich über sein Köpfchen und ging zurück an Land. „Also so wird es Nichts mit Schwimmen“, dachte ich bei mir. Ich schrubbelte ihn mit dem Handtuch trocken, dann nahm ich die Luftmatratze, setzte Sherbo auf dem Wasser auf diese, und schob ihn so vor mich her. „Warum denn nicht gleich so“, schien mir sein Blick zu sagen, um gleich darauf mit einem kurzen Bellen es zu bestätigen. Ich konnte schwimmen und Sherbo genoss seine erste “Bootsfahrt“. Zwischendurch nahm ich ihn zu mir ins Wasser, um eine Überhitzung vorzubeugen. Der See war hier noch nicht so tief, knapp einen Meter, denn ich konnte bequem stehen und Kopf und Arme waren frei. Wenn ich ihn wieder auf die Luftmatratze setzte, trocknete ich sein Fell mit dem mitgenommenen Handtuch und drapierte es luftig über ihn. Wieder an Land, stellte ich die Luftmatratze in einer V Form auf, breitete das Handtuch über die Öffnung und wir legten uns darunter in den warmen Sand zum Trocknen. Sherbo hat dieses kleine Abenteuer doch etwas erschöpft, denn er schlief kurz darauf, fest an mich gekuschelt, ein. Ich denke, es hat ihm gefallen.
So oft es ging in diesem Sommer, machten wir den Ausflug zum See. Die Sonne tat uns Beiden gut und Sherbo entwickelte sich als guter Schwimmer. Nur einmal hatten wir ein schreckliches Erlebnis. Ich lag im Sand und Sherbo spielte am Wasser. Da brach durch das Schilf eine grosse Dogge, frei ohne Leine. Ihr folgte ein Mann. Die Dogge rannte ans Wasser, mein kleiner Sherbo stellte sich quer und bellte. Da schnappte die Dogge ihn und warf ihn ins Wasser. Gottseidank konnte der Mann sie an die Leine nehmen, bevor sie Sherbo nochmals fassen konnte. Er entschuldigte sich und ich fischte Sherbo, der total zerfasert aber unverletzt war, aus dem seichten Wasser drückte ihn an mich und redete beruhigend auf ihn ein. Es war alles gut ausgegangen. Doch die Dogge hätte ihn auch ertränken können. Sie hat ihn nicht gebissen, sie hat ihn einfach unters Wasser gedrückt. Dieses Erlebnis hat er wohl nie ganz vergessen, denn die Angst vor grossen Hunden hat ihn noch lange Zeit begleitet.
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Schöne Fortsetzung. Dir noch einen schönen Tag. L.G.
[…] Quelle: Mein Leben mit Sherbo | liebeistleben.com […]
hat sich gut gelesen, einen schönen Sontag wünsche ich dir, Klaus
Danke Klaus, sende Dir auch liebe Grüsse und wünsche einen schönen Sonntagabend und einen tollen Wochenstart, herzlichst Renate
Einen schönen Sonntag wünsche ich dir sehr schön zu lesen in Köln ist Regen und Sturm wollten an die Ahr fahren aber das Wetter ist ja nichts zum Wandern liebe Grüße noch von mir und eine gute neue Woche Gruß von mir Gislinde
Danke Gislinde, ich wünsche Dir auch einen geruhsamen Sonntag. Auch hier am Bodensee regnet es. Ich wäre auch lieber draussen am walken. Obzwar es heisst, es gibt kein schlechtes Wetter, bleibe ich doch lieber in der Stube.:) Liebe Grüsse aus der Schweiz Renate